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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0396
Der Fürst und „seine" Hexe

Königsegg-Rothenfels ein - doch im Juni 1643 war es schließlich so weit, dass die
Kommission ihre Arbeit aufnehmen konnte. Tatsächlich war es jedoch „allein der
markgräflich-badische Rat und Vizekanzler, später Kanzler Dr. Johann Adolph Krebs
von Bach, der als Subdelegierter des Markgrafen von Baden die aufgetragene kaiserliche
Kommission vollzog"103. Er hörte sich die Klagen der jüngeren Brüder an, die von
Confusion und Unordnung bey der hohenzollerischen Regierung Hechingsche Linie
sprachen und die Auszahlung entgangener Alimentation und hünderständiger Deputaten
[Jahreseinkommen] forderten104. Eitel Friedrich hingegen sah sich von seinen
Brüdern hintergangen: Man habe ihm in den Jahren seiner Abwesenheit einem ganz
unbillich gewalttätigen] Procedere" ausgeliefert und ihm „aller [sjeiner Einkommens
mittel gewehret, während seine Brüder in der Vergangenheit durchaus ihre
Deputate genossen hätten105.

Die finanziellen Ansprüche aller Beteiligten dürfte der Subdelegierte Dr. Krebs mit
Befremden aufgenommen haben, nachdem er Einblick in die ihm vorgelegten Gefällregister
der Grafschaft gewonnen hatte. Die gefürstete Grafschaft Hohenzollern-
Hechingen wies demnach einen Schuldenstand von fast 330 000 Gulden aus, „für die
jährlich Zinsen in Höhe von 16 422 fl. fällig wurden. [...] An nicht bezahlten Zinsen
hatten sich außerdem Verbindlichkeiten von rund 265 600 fl. angesammelt, zu denen
weitere, nicht näher spezifizierte Schulden in Höhe von etwa 16 500 fl. kamen"106.
Allerdings hatte Fürst Eitel Friedrich II. den größten Teil dieser immensen Schuldenlast
- die „Chronik der Stadt Hechingen" spricht von 420 000 Gulden107 - schon von
seinem Vater und dessen Vorgängern übernommen108. Die verheerenden Folgen der
zurückliegenden Kriegs jähre hatten ihr Übriges dazu getan.

Bereits vor Kriegsbeginn hatte das Jahrgeld der beiden jüngeren Brüder laut
Cramer mit 1800 Gulden fast zwei Drittel der gesamten, auf 2800 Gulden veranschlagten
Einkünfte der Grafschaft ausgemacht109. Der nun von Dr. Krebs ausgehandelte
und später vom Kaiser bestätigte Vergleich bewegte sich im selben finanziellen
Rahmen, was Graf Leopold Friedrich - auch wegen der ihm verwehrten
Mitregentschaft - dazu veranlasste, seine Unterschrift in letzter Minute zu verweigern110
. Fürst Eitel Friedrich hingegen beklagte an dem Beschluss „die Unmöglich-

103 ortlieb, S. 187 und S. 210, dort Anm. 105: „Wilhelm Markgraf von Baden war in erster
Ehe mit Katharine Ursula von Hohenzollem-Hechingen verheiratet gewesen, die 1640 verstorben
war."

104 StAS Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. A 781: Commissions-Recess der fürstl. und gräfl.
Hl. Brüdern Deputata betr., Schreiben der subdelegierten Kommissare J. Rudolph Streit von
Immendingen und Johann Wagner, dat. Hechingen, 21.12.1650.

105 Wie Anm. 51 sowie Anm. 55.

106 Ortlieb (wie Anm. 42), S. 212.

107 Egler (wie Anm. 47), S. 94.

108 Als Ursachen für die Finanzkrise nennt Ortlieb „neben nicht vergüteten diplomatischen
Missionen für das Kaiserhaus [...] die Folgekosten der Fürstenerhebung" sowie „die finanziellen
Belastungen durch die langwierigen Auseinandersetzungen mit den Untertanen (vgl. ihre
Anm. 161, S. 212, einschl. Literaturangaben).

109 Cramer (wie Anm. 1), S. 296.

110 Siehe Ortlieb, S. 187.

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