Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0399
Dietrich Bulach

Doch die nächsten 3 V2 Jahre vergingen, ohne dass die Kommission ins Werckh
gestellt wurde. Dieses Mal lag es aber weniger an der geschickten „Reisediplomatie"
des Zollerfürsten, denn er war innerhalb dieses Zeitraums für seine Verhältnisse oft
in Hechingen. Vielmehr verzögerte das Kriegs weeßen die Umsetzung des kaiserlichen
Auftrags121 oder Eitel Friedrich gelang es durch „mehrere Anträge [...] auf
Suspendierung der Kommission" den Beginn der Verhandlung immer wieder hinauszuzögern122
.

Dass sich die strittige Deputatsfrage auf diese Weise nicht von selbst erledigen
würde, war wohl auch Eitel Friedrich klar. Vor allem seinem jüngerer Bruder Graf
Leopold Friedrich blieb letztlich keine andere Wahl, als in geradezu penetranter Weise
immer wieder die ihm zustehende Apanage einzufordern. „Er hat", so Ortlieb, „sein
ganzes Leben über geradezu händeringend nach einer standesgemäßen Existenzsicherung
gesucht, und dabei annähernd alle Versorgungsmöglichkeiten in Erwägung
gezogen, die einem durch seine Güter nicht ausreichend abgesicherten und zudem
ehrgeizigen Mitglied der Aristokratie im 17. Jahrhundert offenstanden123." Ein beredtes
Zeugnis dafür ist ein im März 1650 von Tübingen aus an den Kaiser gerichtetes
Schreiben, in dem Leopold Friedrich sich heftig beklagt, er habe Ihrer Majestät und
dem Reichshofrat in den vergangenen Jahren underschiedlicke Memorialia und
Schreiben zuegeschickht, jedoch nie eine Antwort erhalten, weshalb er vermute, seine
Eingaben seien unterschlagen worden. Er selbst werde aller Ortben veruhnglimpft
und hülfflos gelaßen und da es ihm am Nötigsten ermangle, sei er gar in das Exilium
und frembde Landt getriben worden. Unterdessen aber würden zu Hause die Beamten
und Diener, von denen es in solcher schweren Zeit ohnehin zu viele gebe, seinem
Bruder schädliche Ahnleittungen geben, ihn verwirren und über die Zollerisch-
Hechingische Linea [...] Verderben, Schandte und Spott bringen. Die Amtleute
bedienten bis ins Kleinste hinein ihren Particular nuzen, und bemänttlen selbigen
durch allerhandt falschen Schein. Deshalb habe er wie schon vormahls zu under-
schiedlichen Mahlen beschehen, beim kaiserlichen Reichskammergericht in Speyer
Zueflucht [...] gesuecht, damit dort entschieden werde, was jedem under uns Gebrüdern
zu seinem Tbail und Deputat gebührt*2*.

Es wahr wohl aber nicht der unverhohlene Wink, das Reichskammergericht einzuschalten
, der nach Jahren der Stagnation tatsächlich wieder Bewegung in die kaiserliche
Kommissionstätigkeit brachte, sondern eher die veränderte gesamtpolitische
Lage, die nach Abschluss des Westfälischen Friedens neuen Spielraum für diplomatische
Aktivitäten eröffnete. Dies zeigt der auffällige Zusammenhang zweier Daten:
Am 26. Juni 1650 wurde in Nürnberg auf Betreiben des Kaisers der „Andere Frie-
dens-Haupt-Rezess" abgeschlossen. Er befahl den Abzug der noch auf Reichsgebiet

121 Jacob Rudolph Streit von Immendingen/Johann Wagner an Wilhelm Graf von Baden/
Haug Graf von Königsegg (Kopie), dat. Hechingen, 21. Dezember 1650, zitiert nach Ortlieb,
S. 188, Anm. 16.

122 Ortlieb, S. 188.

123 Ebd. S. 197.

124 StAS Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. A 781: Memorial von Graf Leopold Friedrich an
Kaiser Ferdinand III., dat. Tübingen, 8.3.1650.

384


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0399