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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0417
Dietrich Bulach

sehen] Büchern zu enthalten, auch keine mehr zusammenzukaufen noch Hayl.
Schrifften und Bücher in seinem Haus auszuleihen. Er muss versprechen sich von nun
an so zu verhalten, wie es einem catholischen Christen gebührt und wohl anstehet,
und sich von seinem Handwerckh [zu] ernehren. Doch Eitel Friedrich zögert, den
Schustermeister trotz geleisteter Urfehde aus der Haft zu entlassen. Am 25. Januar
1653, dem Jahrgerichtstag, befindet sich Grün noch immer in Arrest, ebenso sein
Schwiegersohn, der Weißgerber Andreas Harting, der als persönliches Faustpfand des
Fürsten noch immer auf der Zollerburg einsitzt207.

Um sich vor weiteren malefizischen Attacken zu schützen, setzt Eitel Friedrich in
zunehmendem Maße auf geistliche Hilfe. Gegen den Einfluss des bösen Geistes und
seiner Komplizen wird mit Exorzismus vorgegangen (adhibeatur Exorcismus)20S. Da
aber das Ergebnis nicht zufrieden stellend ist, bestellt er einen weiteren Geisterbeschwörer
, der am vermuteten Ort des Zaubers, also der fürstlichen Residenz
Schloss Friedrichsburg, einen Exorzismus auf die vier Elemente durchführen soll209.
Bis zu dessen Ankunft muss sein Vorgänger gegen die nach wie vor höchstverdächtige
Weißgerberin mit Exorzismus fortfahren (permaneat in Exercismo ca. personam).
Einen ersten Erfolg kann er jedoch erst verbuchen, als ihm eines Tages sein neuer
Spitalmeister Hans Schuppart210 berichtet, ein heftiger Schlag im Obergeschoss der
Residenz habe das darunter liegende fürstliche Zimmer, in dem er sich gerade aufgehalten
habe, derart erschüttert, dass ein Stuckh von Gibß neben Ihr Fürstl. Gn.
Betstatt herab gefallen sei211. Seiner Vermutung nach musste die Erschütterung von
der alten Kinderstube her gekommen sein, die sich neben dem Zimmer Graf Leopolds
befindet. Der herbeigeeilte Fürst erinnert sich nun daran, dass solches öffter
beschehen seye; in dieser Kinderstube könne deshalb nichts Guets verborgen sein. Er
ist überzeugt, dass ihm und seinen Gebrüdern dort einiches Maleficium möchte
zuegefiegt und darinn verborgen sein212. Böse Erinnerungen steigen dem Fürst wohl
in diesem Moment auf: Erinnerungen beispielsweise an die Hexe Anna von Ow, die
gestanden hatte, ihn als kleinen Jungen im Stuhlbannkreis herumgejagt zu haben;
Erinnerungen an jene Zeit, als die Kindsfrau Anna Kadis in diesen Räumen tagtäglich
aus und ein gegangen war und ihn und seine Brüder hier aufgezogen hatte, bis er sie
dann vor elf Jahren der Hexerei angeklagt, überführt und zum Tode verurteilt hatte.
Zwar hatte sie damals weder gestehen wollen, ihn und seine Brüder geschädigt zu

207 StAS, Hol, T 7, Nr. 1506: Jahrgerichtsprotokoll, 25.1.1653, fol. 181.

208 Wie Anm. 200: Processus in malef. vom 8.5.1653.

209 Ebd., Gemeint ist ein Beschwörungsspruch, der sich auf die Geister der vier Elemente
bezieht (Salamander = Feuergeist, Undene = Wassergeist, Sylphe = Luftgeist, Kobold =
Erdgeist. Lt. Bächtold-Stäubli (wie Anm. 75), Bd. 2, S. 765, hat bereits der Arzt Paracelsus
(1493-1541) vier Klassen von Elementargeistern entsprechend den vier Elementen unterschieden
.

210 Die mir bekannte erste Erwähnung Scbupparts als neuer Spitalmeister und Nachfolger des
1649 verstorbenen Alt Jacob Füchslin findet sich im StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokoll Bd. 96,
1.2.1653, fol. 251.

211 StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokoll Bd. 99, 11.5.1655, fol. 133.

212 Maleficium: Zauberei/Verbrechen, aber auch Zaubermittel.

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