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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0447
Dietrich Bulach

effectu praecedenti) gezeigt - dergleichen Haupt remidia nicht in erforderlichem
Maße durchgeführt und der verdächtige Ort (locus suspectus) nicht eine bestimmte
Zeit lang gemieden, zeige sich die Vexation nach einer gewissen Zeit aufs Neue. Diesen
Zusammenhang zu berücksichtigen sei ihm aber aufgrund seiner Geschäfte
(negotia) kaum möglich; zudem sei ihm auch an der Incarcerierten Examination undt
Procedur f...] so vil geleghen, dass er sich khaum ein kurze Zeitt entfernen könne,
zumal auch noch verschiedene andere große, unangenehme Gefahren (varia magni
incommodi pericula) ihn zur Zeit daran hinderten.

Es liegt auf der Hand in diesen incommodi pericula eine Anspielung auf die energisch
vorangetriebenen Aktivitäten der kaiserlichen Kommission zu sehen. Damit ist
klar, dass Eitel Friedrich im Herbst 1654 nicht durch körperliche Gebrechen in
Hechingen festgehalten wurde, sondern durch den von ihm selbst aufgeschobenen
Prozess gegen die inhaftierte Weißgerberin sowie die drohende Exekution von Seiten
der kaiserlichen Kommission. Aufgrund dieser schwierigen Lage beschließt er, die in
Betracht gezogene Pilgerfahrt, so sinnvoll sie auch gewesen wäre, auf einen geeigneteren
Zeitpunkt zu verschieben und stattdessen die Untersuchung gegen die Weißgerberin
mit mehrerem Nachdruckh und efficacia [Wirksamkeit] forttzusetzen, undt
dem Werckh alß dann commode abzuwartten. Denn eine Gefahr sei nicht zu
unterschätzen: dass die Hexe - aufgrund ihrer andauernden Gefangenschaft inzwischen
bekannt geworden - sich größere Hoffnung (maiorem spem) mache, auf
irgendeine Weise zu entkommen (quomodo cumque evadendi) und dass diese Aussicht
sie halsstarrig machen könnte, was ihm seine Aufklärungsarbeit merklich erschweren
würde.

Deshalb versucht Eitel Friedrich im einundzwanzigsten und letzten Eintrag seine
Gedanken noch einmal auf den für ihn entscheidenden Punkt zu konzentrieren: auf
jene wächserne Kugel mit dem eingeschlagenen Nagel, die ihm Pater Joseph zu Weihnachten
des vorangegangenen Jahres zugetragen hatte. Es sei sicher, so Eitel Friedrich,
dz der Geistliche so mir die Kugeil oder dz Maleficium praesentiert, disertis verbis
sagt, dz er es von ihr oder durch ihr Anzeigh bekhommen. Demnach wüssten nur
drei Personen, wo es hergekommen sei: Ich undt Er, undt die (Weissgerberin).

Ich undt Er, und die (Weissgerberin) - zum Demonstrativpronomen abgewertet
und durch Komma und Klammern auf Distanz gehalten, so positioniert Eitel
Friedrich sprachlich die mutmaßliche Hexe Anna Maria Grün gegenüber den beiden
Repräsentanten der weltlichen und geistlichen Macht. Doch in der Realität sollte sich
die Konstellation dieses Dreigestirns ganz anders als in der Wunschvorstellung des
Fürsten von Hohenzollern-Hechingen darstellen.

Dies zeigt sich in der darauf folgenden Woche. Am Sonntag, dem 20. September
1654, verliest Pater Josephus in einer öffentlichen Versammlung (ad concionem pub-
licam) vor Dekan, Höflingen, Beamtenschaft und Bürgern in der Pfarrkirche eine feierliche
, in Latein abgefasste Erklärung - um der Wahrheit die Ehre zu geben (in
favorem veritatis)2,20. Eigenhändig, ganz und gar aufrichtig, gründlich und wahr-

320 StAS, Dep. 39 (FAS) DH1, Rub 167, Nr. 7: Kopie eines Schreibens von P Joseph francis.
an Fürst Eitel Friedrich, dat. Hirrlingen, 20.9. (1654).

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