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Rollender Stein und schlafender Kaiser

Man feierte den entstehenden Bau, auf dem nach jüdischem wie christlichem Verständnis
der Segen Gottes ruhte, zudem als unübersehbares Werbesymbol Preußens
im feindlichen, der kleindeutschen Einigung abholden Süden. Der leitende Bauingenieur
, Leutnant Blankenburg, wies in einer Ansprache an die Werkgesellen und
Arbeiter darauf hin, daß das entstehende Werk von seinem Felsenthrone hinaus in die
deutschen Lande prangen und den Völkern verkünden solle, daß unter Preußens
Scepter Millionen Herzen glücklich schlagen34. Noch deutlicher erinnerte ein unbekannter
Dichter (H. R.) wenig später in einer Geburtstagsode den preußischen König
Friedrich Wilhelm IV an seine nationale Aufgabe:

Auf, Friedrich Wilhelm! sammle mit Gottes Kraft,

Was noch zerstreut liegt! D u und Dein Volk voran!
Müd' alter Zwietracht und Zerstücklung,
Sehnt sich Germania heiß nach Einheit!35

3. DAS BAU- UND BILDPROGRAMM DER BURG:
DER HOHENZOLLER ALS NATIONALDYNASTISCHES SYMBOL

Das Wiederaufbauprogramm der Burg spiegelte einen weit über die zeitübliche
romantische Nostalgie und den heilsgeschichtlichen Rahmen hinausreichenden, dezi-
diert politischen Anspruch. Nominelle Bauherren waren die preußischen Könige
Friedrich Wilhelm IV und Wilhelm I. sowie die zollerischen Fürsten. Als treibende
Kraft des Wiederaufbaues fungierte der schlesische Rittergutsbesitzer, preußische
Kammerherr und Oberzeremonienmeister Freiherr Rudoph von Stillfried-Rattowitz
(1804-1882)36, der zusammen mit seinem Mitarbeiter, dem Archivar Traugott
Maerker, seit 1835 auf Geheiß des damaligen Kronprinzen die ältere Geschichte der
Hohenzollern aufarbeitete. Dies geschah noch weitgehend im Stil vergangener Hofhistoriographie
, aber doch schon unter dem Einfluß der entstehenden wissenschaftlichen
Geschichtsschreibung. Kein geringerer als Alexander von Humboldt hat Stillfried
wegen seiner Verdienste um die Entdeckung der hohenzollerischen Geschichte
einmal treffend Kolumbus von Hohenzollern genannt37. Architekt war Friedrich
August Stüler, einer der besten Schüler Karl Friedrich Schinkels38. Die Militärbauten
auf der Burg errichtete der preußische Ingenieur-Offizier Moritz von Prittwitz.

34 Ebd., S. 215.

35 Verordnungs= und Anzeigeblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Hechingen v.
16. Oktober 1850 (Titelblatt).

36 Vgl. vorläufig: Rolf Bothe: Burg Hohenzollern (wie Anm. 10), S. 68-89 und S. 186 ff.;
Hans Wagner, Rudolf Stillfried, ein Leben für das Haus Hohenzollern. In: Zeitschrift für
Hohenzollerische Geschichte, 111./112. (1988/89), S. 229-234. Stillfried, dessen Bedeutung bis
heute unterschätzt wird, verdiente eine gründliche Biographie, die insbesondere seine Rolle bei
der Grundlegung des Hohenzollernmythos herauszuarbeiten hätte.

37 Zitiert bei Fritz Kallenberg, "Vom Fels zum Meer" (wie Anm. 4), S. 208.

38 Rolf Bothe, Burg Hohenzollern (wie Anm. 10) S. 9.

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