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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0501
Paul Münch

Die Zollerburg in Schwaben,
Von Alters ruhmbekannt.
Vor jeder Burg erhaben
Im deutschen Vaterland.
Sie grüßt aus blauer Ferne,
Sie hält die Wacht am Rhein,
Sie blinkt gleich einem Sterne
In 's Elsaß tief hinein.
Ein Adler auf der Klippe,
Umtost vom wilden Sturm,
Thront auf der Felsenrippe
Ihr starker Kaiserthurm.
Es wuchs aus ihren Mauern
Der Stamm des alten Fritz;
Er soll gleich ihnen dauern
Auf Deutschlands Kaisersitz.

Ein Hoch auf Wilhelm 's Siege,
Ein Hoch dem deutschen Heer,
Und auch der Heldenwiege
Vom Felsen bis zum Meer!™

Das kurioseste Zeugnis der nationalen Kults stellt die Umdeutung der Kyffhäuser-
sage71 auf die Hohenzollern dar. Die Vorstellung eines im Berge schlafenden Kaisers,
die gewöhnlich auf Friedrich Barbarossa oder Friedrich II. von Hohenstaufen, doch
auch auf Karl den Großen bezogen worden war, wurde im Kontext der nationalen
Einigung Deutschlands immer wieder beschworen72. Hierbei bildete der Kampf
Barbarossas mit dem Papst die Brücke, über welche man ein evangelisches Kaisertum
mit antiultramontan-ghibbelinistischer Ausrichtung etablieren zu können meinte.
Otto Devrient konstruierte 1871 in einem Festspiel Kaiser Rotbart eine Ahnenreihe,
die von Barbarossa, Luther in Worms, Friedrich den Großen bis zum Barbablanca
Wilhelm I. reichte, dem der Staufer in der Schlußszene die deutsche Kaiserkrone aufs
Haupt setzt73. Zu gleicher Zeit hatte Wilhelm Jessen in einem Gedicht den vom
Morgenlichte vergoldeten Hohenzollern, der das Erbe des ödefn] Staufen im Abendglanz
angetreten hatte, zum wahrefnj Kyffhäuserberg74 ausgerufen. Ein gewisser Dr.

70 Bothe, Burg Hohenzollern (wie Anm. 10), S. 260.

71 Vgl. Paul Lemke: Der Deutsche Kaisertraum und der Kyffhäuser. Magdeburg 1887;
Albrecht Timm: Der Kyffhäuser im deutschen Geschichtsbild. In: Historisch-Politische Hefte
der Ranke-Gesellschaft 3, 1961; Monika Arndt: Das Kyffhäuser-Denkmal. Ein Beitrag zur
politischen Ikonographie des Zweiten Kaiserreiches. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 40, 1978,
S. 75-127; vgl. generell auch Hannes Möhring: Der Weltkaiser der Endzeit. Stuttgart 2000.

72 Vgl. Elisabeth Fehrenbach: Wandlungen des deutschen Kaisergedankens (wie Anm. 45)
S. 33 ff., S. 109.

73 Ebd., S. 34.

74 Zitiert bei Rolf Bothe, Burg Hohenzollern (wie Anm. 10), S. 258.

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