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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0580
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

disziplin zu erhöhen. Blaumachen beispielsweise konnte mit Gefängnis bestraft
werden47.

Von Anfang an rückten die in der Bevölkerung neu erschließbaren Arbeitskraftreserven
in den Blick, um dem Arbeitskräftemangel in den Betrieben abzuhelfen. In
erster Linie wurden Frauen als mobilisierbar gesehen. Berufstätigkeit von Frauen war
1940 eher selten. Schon früh begann das Regime, auch öffentlich zu werben. Prüfe
sich jede Frau, ob sie wirklich „unabkömmlich" ist, und keine entziehe sich ihrer
Pflicht, appellierten beispielsweise die Hohenzollerischen Blätter im Frühjahr 1940 an
die berufslosefn] Frauen und Töchter ihrer Leserschaft: In der Kriegswirtschaft
würden noch mehr weibliche Arbeitskräfte gebraucht48. Auch die NSDAP selbst
nahm die Frauen in die Pflicht. In Hechingen verlangte Gaufrauenschaftsleiterin
Anni Haindl von ihnen im Juli 1940 das Gebot der Kameradschaft. Als die NS-Frau-
enschaft die Mütterschule im Alten Schloß einweihte, sprach sie von der Notwendigkeit
eines Fraueneinsatzes im Kriege als Ersatz für die Arbeit des im Felde stehenden
Mannes*9. Sie machte die Berufstätigkeit schmackhaft mit dem Hinweis, das Opfer
sei klein im Vergleich zur Leistung der Männer an der Front. Zum Endsieg muß auch
die Frau beitragen, fassten die Hohenzollerischen Blätter die Ansprache von Kreisleiter
Kurt Lüdemann auf der Kreisarbeitstagung der NS-Frauenschaft Balingen/
Hechingen am 15. Februar 1941 in Balingen zusammen. Trotz der Trennung von
ihren Männern und der Mehrarbeit könne f...] die Partei auf die Mithilfe der Frau
nicht verzichten, erklärte Lüdemann50.

Im Frühjahr 1941 meldete sich Adolf Hitler selbst zu Wort. Der Führerappell wurde
auch in Hechingen diskutiert. Der Bedarf der Kriegswirtschaft an weiblichen
Arbeitskräften sei immer größer geworden, erklärten die Hohenzollerischen Blätter
ihren Lesern. Sie waren sicher: Dem Aufruf des Führers werden mit Selbstverständlichkeit
alle Frauen folgen, die wissen, daß im Kriege Untätigkeit nationale Wür-
delosigkeit ist5i.

Stellenangebote, mit denen Betriebe weibliche Beschäftigte suchten, finden sich
tatsächlich vielfach im Anzeigenteil der Hechinger Tageszeitung52. Trotzdem war es
nur in begrenztem Maße möglich, Frauen zu beschäftigen. Im Herbst 1940 scheiterten
die Pläne der Firma Mack & Schühle, eines Nähr- und Genussmittel-Großhandels
, in Hechingen einen Filialbetrieb zu eröffnen. Das Arbeitsamt Balingen

47 Hz. Bl. Nr. 114/17.05.1940. Nach diesem Bericht wurde eine 20jährige Spulerin aus einem
Hechinger Textilbetrieb zu drei Wochen Gefängnis verurteilt wegen wiederholten Wegbleibens
von der Arbeit ohne stichhaltigen Grund.

48 Hz. Bl. Nr. 118/22.05.1940. Bereits in Nr. 80/05.04.1940 hatten die Hz. Bl. eine Sonderseite
Arbeitskamerad schaffende Frau veröffentlicht.

49 Hz. Bl. Nr. 176/29.07.1940.

50 Ebd. Nr. 43/20.02.1941. Besonderen Einsatz von der NS-Frauenschaft hatte Lüdemann
bereits am 11.01.1941 in einer richtungweisenden Rede während der Arbeitstagung des
NSDAP-Kreisführerkorps im Lochenheim verlangt, s. Hz. Bl. 12/15.01.1941.

51 Hz. Bl. Nr. 107/09.05.1941.

52 Ebd. Nr. 125/30.05.1940 werden beispielsweise in gleich vier Anzeigen einige jüngere
Arbeiterinnen, zwei weibliche kaufm. Arbeitskräfte, eine Kontoristin und eine Hilfsarbeiterin
gesucht.

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