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Rolf Vogt

3. FREMDARTIGER AUFZUG: ARBEITSKRAFTRESERVEN
AUS DEM AUSLAND

3.1. KRIEGSGEFANGENE

In dem im Laufe des Kriegs sich entwickelnden komplizierten Arbeitssystem waren
Kriegsgefangene die ersten Ausländer, die zur Arbeit im sogenannten Reichseinsatz
herangezogen wurden. Eingesetzt wurden zunächst polnische Kriegsgefangene, die
während des Überfalls im September 1939 in die Hände der Wehrmacht gefallen
waren. Im Kreis Hechingen wurden zum Jahresende die ersten Gefangenen beschäftigt
, die Hohenzollerischen Blätter meldeten erstmals Mitte November, dass in unserer
Gegend polnische Kriegsgefangene an verschiedenen Orten eingesetzt seien78. In
Hechingen ging als erster Arbeitgeber der Hauserhof zur Beschäftigung von Kriegsgefangenen
über. Gutspächter Johann Rapp richtete ein Lager für zehn polnische
Gefangene ein79.

Der Blitzkrieg gegen Frankreich im Mai und Juni 1940 eröffnete neue Möglichkeiten
, durch die Einberufungen zur Wehrmacht ausgefallene Arbeitskräfte zu ersetzen.
Die Erntezeit nahte, jede Hand wurde gebraucht. Zur Verfügung gestellt wurden in
Hechingen französische Gefangene vom Kriegsgefangenen-Stammlager VB der Wehrmacht
in Villingen80, die Verteilung übernahm das Arbeitsamt Balingen. Vorrang hatte
zunächst die Landwirtschaft. Im Kreis Hechingen trafen die ersten französischen
Kriegsgefangenen im Sommer 1940 ein. Im Juli berichteten die Hohenzollerischen
Blätter, es seien in den letzten Wochen in mehreren Gemeinden Arbeitskommandos

78 Ebd. Nr. 263/10.11.1939. Nach Hz. Bl. Nr. 173/25.07.1940 waren in Hechingen „seit dem
Herbst 1939", nach dem Chronik-Entwurf (wie Anm. 21) S. 85 „seit Ende [1939] polnische
Kriegsgefangene und Zivilarbeiter zur Arbeit eingesetzt". Vgl. Maren Kuhn-Rehfus: Streifzüge
durch die Geschichte Hechingens. In: 1200 Jahre Hechingen. Beiträge zur Geschichte,
Kunst und Kultur der Stadt Hechingen. Hechingen 1987. S. 53-60, hier S. 59. Dies.: Hechinger
Stadtgeschichte im Uberblick. In: Streifzüge durch die Geschichte Hechingens. Sigmaringen
1986. S. 5-12, hier S. 11. Auch in Stuttgart und Tübingen wurden im November 1939
die ersten polnischen Kriegsgefangenen verteilt, s. Annette Schäfer (wie Anm. 4) S. 22.
Benigna Schönhagen (wie Anm. 6) S. 353.

79 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von Kriegsgefangenen 1940-42.

80 Nach dem Organisationsschema der Wehrmacht gehörten zur Rüstungsinspektion V mit
Sitz in Stuttgart drei Stammlager. Bei der Reorganisation im Oktober 1942 wurde das Stammlager
Villingen dem Bereich der Rüstungsinspektion Oberrhein zugeteilt, s. Annette Schäfer
(wie Anm. 4) S. 24, 47. Das Stammlager Villingen blieb dennoch bis zum Kriegsende für das
städtische Kriegsgefangenenlager in Hechingen zuständig. Möglicherweise wurden aber die
Polen, die seit Ende 1939 auf dem Hauserhof gefangen gehalten wurden, vom Stammlager V A
Ludwigsburg gestellt. Die Stadt wandte sich jedenfalls am 31.08.1940 an die Heeresstandort-
kasse Ludwigsburg, um auf die Bezahlung ihres Hilfswachmanns Paul Gsell zu drängen, der
im Januar und März 1940 auf dem Hauserhof für den dort beurlaubten Wachmann bei den
Gefangenen eingesetzt war, s. StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 5.
Arbeitsrecht, Einsatz von Kriegsgefangenen 1940-42.

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