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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0637
Rolf Vogt

nur noch zeitweise im Sägewerk, von Mai 1941 bis Juli 1942 ein Holländer und seit
dem Juli 1943 ein Russe. Ein zweiter kam im April 1944, erst in den letzten vier Kriegsmonaten
bis April 1945 stieg die Zahl der Zivilarbeiter weiter bis auf vier. Insgesamt
waren acht Ausländer in dieser Zeit bei Wild beschäftigt, vier Russen, zwei Polen und
jeweils ein Franzose und Holländer326.

Den schwersten Rückschlag während des Kriegs erlebte das Sägewerk am 18. April
1945, vier Tage vor dem französischen Einmarsch, als bei dem einzigen größeren
Luftangriff auf Hechingen während des Krieges Teile der Firma in Schutt und Asche
versanken. Von Bomben getroffen wurden der Bürotrakt des Wohnhauses und ein
Schuppen. Die Druckwelle riss von den anderen Gebäuden die Dächer herunter. Am
schwersten wog der Treffer auf den Luftschutzkeller. Drei Menschen, die dort Schutz
gesucht hatten, kamen ums Leben, neben Josef Bausinger und dem neunjährigen
Kurt Hartwig, beide aus Stetten, der litauische Umsiedler David Röhn327.

5.17. SCHUHFABRIK S. WOLF & CIE/MERCEDES
SCHUHFABRIKEN AG

Die Schuhfabrik S. Wolf & Cie. in Stetten hatte in den 30er Jahren drei Werke - die
heutige Bima-Maschinenfabrik neben der Villa Wolf in der Zollerstraße als Hauptwerk
, das spätere Bundeswehrdepot in der Hechinger Straße als Werk I und das
während des Kriegs vom Marinebekleidungsamt belegte Werk II in Boll. Etwa 900
Arbeiter fertigten täglich 3000 Schuhe. Folge der Kriegswirtschaft waren „große
Schwierigkeiten", wie es in einem späteren Bericht heißt, „weil das Unternehmen
nicht auf die Herstellung derben Schuhwerks - wie es die Wehrmacht brauchte - eingerichtet
war. Dr. Joseph Wolf brachte es aber fertig, über den ganzen Krieg ohne
größere Unterbrechung die Herstellung einfacher Damenschuhe in Fluß zu halten,
wenn auch die Belegschaft auf 150 Mitarbeiter - meist Frauen - reduziert werden
mußte"328. Dem Firmenchef mögen in Wirklichkeit hauptsächlich die guten politischen
Kontakte seines Bruders Richard Wölf genutzt haben, der früh Mitglied der
NSDAP wurde, 1935 zum Ratsherr in Hechingen aufrückte und bis zu seinem
krankheitsbedingten Ausscheiden im Februar 1944 Beigeordneter war. Richard Wolf
war bis zu seinem Tod am 21. September 1944 Betriebsführer des Unternehmens329,
Joseph Wölf hatte sich dagegen 1942 vermutlich wegen seiner Ehe mit Rosa, der
unehelichen Tochter des jüdischen Fabrikanten Adolf Baruch jun., nach Stuttgart
zurückgezogen330. Als Betriebsführer rückte in Stetten Edi Hassemer an die erste
Stelle, der 1941 als weiterer persönlich haftender Gesellschafter bei Wölf eingestiegen

326 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen.

327 Walter Sauter: Vor zehn Jahren fielen die Bomben. In: HZ Nr. 88/18.04.1955.

328 SB Nr. 154/08.07.1966. Vgl. Nr. 219/22.09.1955.

329 Hz. Bl. Nr. 155/06.07.1935, 159/23.11.1935, 38/15.02.1944, 224/23.09.1944.

330 Otto Werner: Der Fall Adolf Baruch jun. und die Folgen. In: Hohenzollerische Heimat
2000. S. 36-40, hier S. 39. Vgl. Franz Bausinger (wie Anm. 261) S. 68-70.

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