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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0648
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

beseelen?™. Gleich mehrfach brachten die Redner der Arbeitstagung des Führerkorps
der NSDAP im Kreis Balingen/Hechingen am 19. Juli 1942 in Balingen ihre Sorgen
über das Fremdvolkproblem zum Ausdruck. Im Mittelpunkt der Versammlung stand
die Rassenfrage im Weltanschauungskampf unserer Zeit, über die Günther Holtz,
Mitarbeiter der Reichsleitung des Rassenpolitischen Amts, sprach. Seinen allgemeinen
Erörterungen steuerten Kreisamtsleiter Erwin Holweger und DAF-Obmann
Sautter eigene Erfahrungsberichte bei. Holweger, der Stellenleiter für Bauerntum und
Landdienst in der NSDAP-Kreisgeschäftsführung war, erklärte, der Einsatz fremdvölkischer
Arbeitskräfte in der Landwirtschaft erfordere ein hohes Maß von Wachsamkeit
, schon weil die Jugend der bäuerlichen Familie durch diese fremden
Menschen gefährdet werde. Sautter unterrichtete die Funktionäre über den Einsatz
von Ostarbeitern in unserem KreisiS0.

In DAF, NSDAP und NS-Frauenschaft sorgten die Zivilarbeiter auch in den Versammlungen
nach den politischen Ferien für Gesprächsstoff. Auf der Herbsttagung
des NS-Frauenschafts-Kreises in der Hechinger Mütterschule am 18. Oktober 1942
machte die für Kultur, Erziehung und Schulung zuständige Kreisabteilungsleiterin
Knapp auf die Gefahren aufmerksam, die dadurch entstanden, daß Millionen fremdvölkischer
Arbeiter jetzt neben und mit deutschen Menschen zusammen arbeiten und
leben müssen und legte klar, wie man in das richtige Verhältnis zueinander kommen
kann. Sie argumentierte mit dem verderblichen Einfluß jüdischen Geistes, der ebenfalls
viel Undeutsches gezeitigt habe381. Als die Betriebsführer und Betriebsobmänner
des DAF-Kreises Balingen/Hechingen auf ihrer Schulungstagung im Herbst 1942
versprachen, mit der ganzen Schaffenskraft für den Endsieg eintreten zu wollen, wurden
sie von einem Vertreter der SS auch über die Probleme beim fremdländischen
Arbeitseinsatz instruiert. Der von der Reichsführung der SS entsandte Redner, ein
Obersturmführer Bussemann, warnte vor den Gefahren und legte die Sittengesetze
des deutschen Volkes dar. Deutsche Frauen hätten alles zu vermeiden, was zu einer
rassischen Selbstaufgabe führen könne, sagte er. Zudem sei gegenüber Ostarbeitern
besondere Vorsicht geboten, denn die Gefahr des Landesverrats und der Sabotage
drohe von all den fremdvölkischen Gästen, auch wo sie sich arbeitswillig zeigen3S2.
Auch bei der Eröffnung eines Bastei- und Nähkurses der NS-Frauenschaft in
Hechingen am 4. November 1942 wurde die Fremdvolkfrage diskutiert. Kreisabteilungsleiterin
Knapp hielt darüber in interessanten fesselnden Ausführungen einen
von großem Verantwortungsbewußtsein getragene[n] Vortrag, den ihre Zuhörerin-
nen in gespannter Aufmerksamkeit verfolgten383. Wenige Tage später war die Gau-

379 Ebd. Nr. 142/20.06.1942.

380 Ebd. Nr. 168/21.07.1942.

381 Ebd. Nr. 247/21.10.1942.

382 Ebd. Nr. 258/03.11.1942. Die Doppelmoral der öffentlichen Diskussion zeigt sich in der
Empfehlung Bussemanns, diese Ausländer mit der Achtung zu behandeln, mit der wir von
ihren Heimatländern behandelt würden. Angesichts der Berichte in der NS-Presse über
Kriegsverbrechen und Greueltaten der gegnerischen Armeen lässt diese Empfehlung alle
Handlungsweisen offen.

383 Hz. Bl. Nr. 261/06.11.1942.

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