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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0718
Besprechungen

Landeshistorikern, Journalisten, Referenten, Redenschreibern, Bürgermeistern und
Archivaren, denen eine Informationsquelle von absolut zentraler Bedeutung praktisch
von heute auf morgen entzogen wird!

Es bleibt nur die schwache Hoffnung, dass die Verantwortlichen ihre Entscheidung
noch einmal überdenken werden.

Albstadt Peter Thaddäus Lang

Jürgen Meyer: Archäologische Geheimnisse. Rätselhafte Entdeckungen zwischen
Neckar und Alb. Reutlingen: Verlagshaus Oertel + Spörer 2002. 203 S., mit vielen
meist farbigen Abb.

Ein spannendes Buch kommt von Reutlingen in die Buchläden. Es macht „Rätselhafte
Entdeckungen zwischen Neckar und Alb" und lüftet „Archäologische Geheimnisse
" - so der Titel des 203 Seiten starken und durchweg farbig illustrierten Bands.
Jürgen Meyer, der Autor, Bildredakteur beim Reutlinger General-Anzeiger, streift
von seiner Heimat Belsen aus durch Wälder und Wiesen, wirft seinen Blick in Hinterhöfe
und alte Kellergewölbe und fragt, was das alles früher einmal gewesen sein mag.

Ihm kommt dabei zugute, dass Geschichte und Vorgeschichte der Region immer
noch einem dichten Urwald gleichen, in dem nur wenige Schneisen und Lichtungen
Orientierung geben. Neben den Wegen bleibt vieles verborgen. Hauptberufliche
Archäologen würden landauf landab graben, wenn sie dürften, aber ihnen fehlt das
Geld, und was sie sich leisten können, sind oftmals nur Notgrabungen, wenn irgendwo
mal wieder ein tiefes Bauloch ausgehoben wird. Die Historiker wiederum sind rar
gesät und kommen im dichten Unterholz von Akten und Urkunden nur schleppend
voran.

So bleiben die Rätsel. Belsen beispielsweise. Die Kapelle dort wird allgemein dem
11. Jahrhundert zugeordnet, ein romanisches Bauwerk, alt und ehrwürdig. In Owingen
gibt's so was wieder, dann in Burgfelden, man muss schon weit fahren. Belsen ist
allerdings etwas ganz Besonderes. Jürgen Meyer widmet der Kapelle den Hauptteil
seines Buchs. Seine Aufmerksamkeit fesseln das sogenannte Sonnenloch, die
Halbsäulen, die Giebelfiguren. Allesamt sind sie Beweis, dass die doch offenbar
christlichen Baumeister das Gebäude als geheime keltisch-vorchristliche Kultstätte
konzipiert und gebaut haben. Ein architektonisches Abbild des Kosmos, die Satansbrut
direkt am Altar. Das Sonnenloch ist dazu da, zur heidnischen Frühlingssonnenwende
eine eindrucksvolle Lichterscheinung zu schaffen, zwei andere Maueröffnungen
dummerweise, um am Tag der Geburt des Herrn den Blick auf eine der
Christenheit besonders symbolträchtige Sternenkonstellation zu öffnen. Irgendwie
konnten sich die Baumeister wohl doch nicht entscheiden, wem sie huldigen sollten.

Dieses dreidimensionale Belsener Mandala ist nur einer von vielen Bauten, in
denen sich, in Stein gemeißelt, geheimes Wissen manifestiert, das von alters her tradiert
wurde, aber der profanen Gegenwart abhanden gekommen ist. Sie würde blind
und ungläubig auf das vollkommene Werk starren, gäbe es nicht diejenigen, die das

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