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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0719
Neues Schrifttum

Geheimnis ins Rampenlicht bringen. Geheimes Wissen, das öffentlich wird. Eine von
vielen bezaubernden Varianten des modernen Gesellschaftsspiels „Verschwörungstheorie
".

Meyer stützt seine Hypothesen oft mit Ergebnissen, die das deutschtümelnde Kaiserreich
geliefert hat. Damals ging es darum, dem jungen Nationalstaat eine stolze
Vergangenheit zu schaffen, die um das Postulat gestrickt wurde, die alten Germanen
hätten eine kulturell hochstehende Zivilisation entwickelt. Auch hierzulande wurde
gegraben und geforscht. Lehrer und Pfarrer machten auf historische Überbleibsel
aufmerksam, die sie dem Zug der Zeit entsprechend einordneten. Leider belegt Meyer
seine Quellen äußerst schlecht, nämlich gar nicht. Wer auf den Zug springen und
selbst den archäologischen Geheimnissen nachspüren will, rätselt erst einmal darüber,
in welchen Bibliotheken er die Hinweise nachlesen kann. Auf manche Erkenntnis
stößt der Autor auch äußerst unkonventionell. Wünschelrutengänger, die „starke Energiefelder
", „Reizstreifen" oder „Globalgitternetzlinien" feststellen (S. 123f., 168f.),
helfen bisweilen, historische Fundstätten ausfindig zu machen oder einzuordnen.
Verstehen hilft die Geheimnisse letztlich die Kenntnis aller esoterischen Sonderlehren
, die diese ungläubige Gegenwart so zur Hand hat.

Da spannt sich dann der Bogen von der megalithischen Hochkultur, die zu Atlantis
-Zeiten monumentale Kunstwerke schuf, deren verwitterte Spuren beispielsweise
nahe dem Schloss Lichtenstein zu finden sind, über die bronzezeitlichen Siedlungsreste
auf dem Roßberg und anderswo, die „weisen Frauen" und Druiden der Kelten
(S. 88), die „uraltes kosmisches Wissen" ( S. 155) weitergeben, bis hin zu den Templern
, die sich in ihrem Orden wenigstens „einen Rest kosmischer Zugehörigkeit und
antike[n] Geheimwissenfs]" bewahren" (S. 166). Und natürlich in der Umgebung
wirken, ihr Wissen einem Kreis von Auserwählten weitergeben und Spuren hinterlassen
. Zwischen Hechingen und Pliezhausen, den geographischen Eckpunkten der
Entdeckungsreise, findet Meyer am Albtrauf Geheimnisse und Mysterien wie Perlen
an der Kette.

Auf vergleichsweise sicherem Terrain befindet sich die Wüstungsforschung, sozusagen
die Kombination von Flurnamenforschung und Geschichtswissenschaft.
Unglaublich viele mittelalterliche Weiler, die irgendwann einmal keine Bewohner
mehr hatten und zerfielen, finden sich in der Region. Ihre Reste sind manchmal aus
Stein, manchmal aber auch nur unmerkliche Wellen in der Landschaft. Steinhofen,
zum Beispiel, von denen gab es eine ganze Reihe. Eins, bei Bisingen, ist heute noch
da, ein anderes, unterhalb des Dreifürstenstein, seit Jahrhunderten von Gras, Sträuchern
und Bäumen überwuchert. Aus dem Jahr 1416, sagt Jürgen Meyer, stamme der
letzte schriftliche Hinweis auf das Steinhofen am Dreifürstenstein (S. 23, 27). Welche
Urkunde das ist, verrät er nicht.

Allerdings wird Steinhofen in dem minutiösen Besitzverzeichnis, das sich Zollergraf
Eitelfriedrich 1435 von Wernher von Bickelsperg anlegen ließ, durchaus noch
genannt. Jedenfalls ist das die allgemeine Sicht (vgl. Casimir Bumiller: Studien zur
Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter. [= Arbeiten zur Landeskunde
Hohenzollerns Bd. 14]. Sigmaringen 1990. S. 190; Hedwig Maurer: Abgegangene
Siedlungen im Gebiet der ehemaligen Grafschaft Zollern und dem alten Kreis
Hechingen. In: Hohenzollerische Heimat 2/2002. S. 27f.). Das Dorf lässt sich also

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