Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0731
Neues Schrifttum

Andreas Schmauder (Hg.): Macht der Barmherzigkeit - Lebenswelt Spital. Begleitband
zur Ausstellung vom 18. Juni bis 31. Oktober 2000 im Heilig-Geist-Spital und
im Städtischen Museum Vogthaus Ravensburg. Konstanz: UVK Universitätsverlag
Konstanz 2000. 174 S. mit zahlr. Abb. (=Historische Stadt Ravensburg, Bd. 1).

Dieser erste Band der neuen Ravensburger stadtgeschichtlichen Reihe, die mittlerweile
bereits ihre Fortsetzungen gefunden hat, stellt mit dem dortigen Heilig-Geist-
Spital eine gut sieben Jahrhundert alte Einrichtung städtischer Gesundheits- und
Armenfürsorge in den Mittelpunkt. Die Thematik wird sowohl am Beispiel des
Spitals selbst wie auch an jenem der spezifischen städtischen Verhältnisse in einer
Reihe von Aspekten aufgearbeitet, wobei Andreas Schmauder und Beate Falk der
überwiegende Anteil zukommt. Der Umstand, dass diese Publikation im Kontext
einer Ausstellung entstanden ist, schmälert deren Verdienst in keiner Weise. Ganz im
Gegenteil: Die sehr gut lesbaren, leicht verständlichen und instruktiven Texte ergänzen
sich hervorragend mit den ausgezeichneten, aussagekräftigen und gut kommentierten
Fotos und Abbildungen von Ausstellungsexponaten, die jeweils auf die einzelnen
Abhandlungen themenzentriert folgen.

Nach einleitenden grundsätzlichen Ausführungen von Robert Jütte („Vom mittelalterlichen
Spital zum modernen Krankenhaus" S. 9-14), in denen dieser auf den
folgenschweren Funktionswandel des Hospitals vor allem seit der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts von einer Versorgungsanstalt zu einem Zentrum medizinischer Versorgung
verweist, beschäftigen sich alle weiteren Beiträge mit den Verhältnissen in der
Stadt Ravensburg. Andreas Schmauder („Fromme Stiftungen zur Erlangung des Seelenheils
: Die Gründung des Spitals" S. 15-35) arbeitet heraus, dass die Stiftung des
Ravensburger Spitals auf den im Spätmittelalter feststellbaren „Stiftungsboom"
zurückzuführen ist, mit dem wohlhabende Bevölkerungskreise ihr Seelenheil zu fördern
suchten. So trugen im ausgehenden 13. Jahrhundert die Grafen von Werdenberg
als Landvögte und die Ravensburger Patrizierfamilie Wolfegger mit ihren Stiftungen
zur Fundierung des 1287 erstmals urkundlich erwähnten Heilig-Geist-Spitals bei.
Durch weitere Stiftungen stand dem Spital ein enormes und zudem wachsendes
Kapital zur Verfügung, das allerdings zweckgebunden war. Im Mittelpunkt stand die
Versorgung Armer, doch kam der Charakter auch als Pfründner-Spital für vermögendere
ältere Bürger immer stärker zur Geltung. Das Spital veränderte das Sozial-
gefüge der jungen Reichsstadt entscheidend, leistete einen wesentlichen Beitrag zur
Verbesserung der Armenfürsorge und der medizinisch-hygienischen Verhältnisse in
der Stadt, war aber mit seinen Kaplaneipfründen auch eine kirchlich-sakrale Einrichtung
, die die Bedürftigen seelsorgerlich betreuen konnte. Darüber hinaus war das
unter städtischer Verwaltung stehende Spital mit seinen reichen Zuwendungen auch
ein Wirtschafts- und politischer Machtfaktor für die Stadt.

Wie Schmauder in einem zweiten Beitrag ausführt („Seelsorge im Spital" S. 36-42),
gab es seit 1352 durch Stiftung der Stadt eine feste Kaplaneipfründe in der Spitalskapelle
, durch die die wesentliche religiöse Bestimmung der Einrichtung gepflegt
wurde. Seit 1527 wurden Plätze im Spital sowie führende Verwaltungsämter streng
nach paritätischen Gesichtspunkten besetzt. Die seit 1555 für die Stadt geregelte konfessionelle
Parität führte dann auch zur Errichtung einer evangelischen Prädikatur für

716


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0731