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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0732
Besprechungen

die evangelischen Insassen. Die Kapelle wurde zum Simultaneum. Erst 1923 wurde
die Trennung in eine evangelische und katholische Abteilung aufgehoben.

Beate Falk beschreibt die „armen Alten, Kinder, Siechen und Geisteskranke sowie
Pfründner"(„Die Bewohner des Spitals" S. 43-57), auf die sich die spitaltypische
Fürsorge erstreckte. An akuten oder ansteckenden Krankheiten leidende Bürger wurden
in Isolierhäuser oder in das Bruderhaus eingewiesen. Vor Aufnahme im Spital
erfolgte eine strenge Prüfung der Bedürftigkeit. Sie betont zudem („Machtfaktor
Spital: Herrschaft und Besitz" S. 58-72), dass die Organisation und die Verwaltung
der Besitzherrschaft „Spital" außer einer gut funktionierenden Verwaltungsstruktur
eine enge Verzahnung mit dem städtischen Magistrat erforderten. Es gab eine hierarchische
Struktur einer Vielzahl von Ämtern und Funktionen. Das Spital war zudem
ein landwirtschaftlicher Großbetrieb mit im Jahre 1800 120 Lehenhöfen im Umland
sowie einer ganzen Reihe von handwerklichen und landwirtschaftlichen Eigenhöfen.
Schließlich beschreibt sie u. a. („Lebensraum, Verpflegung, Alltagskonflikte" S. 72-94)
die einzelnen Räumlichkeiten des Spitals und deren jeweilige Nutzung. Insbesondere
in der sich wandelnden Verpflegung spiegelte sich die besonders seit dem Barockzeitalter
feststellbare allgemeine Verarmung und die damit einhergehende Wandlung des
Spitals zum reinen Armenspital wider.

Andreas Schmauder geht - sich diesmal vom Spital lösend - auf „Ärzte, Bader und
Apotheker" ein („Medizinische Versorgung in der Reichsstadt Ravensburg" S. 95-119).
Die Ravensburger Stadtärzte kamen im 15. und 16. Jahrhundert in der Regel von
außerhalb, verfügten über ein Medizinstudium und waren auf vertraglicher Basis
einige Jahre bei der Stadt beschäftigt. Sie standen an der Spitze der medizinischen
Hierarchie; seit dem Mittelalter belegt sind darüber hinaus auch die weiteren medizinischen
Berufe. In einem weiteren Beitrag beschäftigt er sich mit einem Aspekt der
Medizingeschichte, der dem Menschen des Mittelalters und der frühen Neuzeit
ungleich näher und gegenwärtiger war als in späterer Zeit, nämlich der Betroffenheit
durch Seuchen („Leben in der Isolation: Lepra, Pest und Syphilis" S. 120-142). Auch
für Ravensburg galt, dass die schlechten hygienischen Verhältnisse und Lebensbedingungen
den immer wieder auftretenden Seuchen Vorschub leisteten und es zum Teil
zu einer dramatisch hohen Sterblichkeitsziffer kam. Einrichtungen zur Isolierung
Infizierter sind in Ravensburg seit dem Spätmittelalter bekannt.

Ralf Reiter nimmt anschließend jene Epoche in den Blick, in der das Spital einen
bis dahin nie gekannten radikalen Wandel erlebte („Das Heilig-Geist-Spital im 19.
und 20. Jahrhundert" S. 143-152). Rechtlicher Status, die wirtschaftlichen Grundlagen
und Funktionen der Stiftung, aber auch die bauliche Verfassung veränderten sich
im Gefolge der politischen Umbrüche seit Beginn des 19. Jahrhunderts radikal. 1815
verlor die Stiftung ihren Charakter als selbständige Körperschaft, doch behielt das
Haus immerhin - nun allerdings im Kontext des neu gebildeten Allgemeinen Armenfonds
- seine sozialen Aufgaben. Kapitalisierung der Zehnten, Grundstücks- und
Landverkäufe veränderten die wirtschaftlichen Grundlagen der Einrichtung, die sich
mit dem ausgehenden 19. Jahrhunderts immer mehr zu einem regulären städtischen
Krankenhaus entwickelte. Die Gründung der „Oberschwabenklinik GmbH" und
der Stiftung „Heilig-Geist-Spital Ravensburg" 1997 bedeuteten eine solide Fundierung
der Einrichtung für die Zukunft. In zwei kürzeren Beiträgen gehen schließlich

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