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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0737
Neues Schrifttum

bergischer Dörfer wie Neckarhausen unter staatlicher bzw. landeskirchlicher Aufsicht
einerseits und andererseits unter dem Regiment zunehmend qualifizierter, in
die ländliche Ehrbarkeit eingebundener Schultheißen und Pfarrer (David Sabean,
S. 3-23).

Der „Lensman" in Norwegen, einem fast adelsfreien Staat, war zumeist Exponent
der „peasant aristocrats", der seine Herrschaft in königlichem Auftrag „as a kind of
broker between two worlds" ausübte (S. 113,103) - Steinar Imsen liefert hier die nordische
Variante von Karl S. Baders berühmtem Verdikt über die „Janusköpf igkeit" des
schwäbischen Ammanns im späten Mittelalter. Eine der Wurzeln der schwedischen
politischen Kultur sieht Eva Osterberg in der „small-scale farming Community of
reasonably independent peasants" (S. 124). Nicht nur in der bäuerlichen Vertretung
im schwedischen Riksdag, sondern auch in Gelegenheiten zur Beschwerde, zu Verhandlungen
und zum Unterlaufen staatlicher Forderungen in Schwedens imperialistischem
Zeitalter partizipierten Schwedens Bauern an der politischen Entscheidungsfindung
. Im Gegensatz dazu verzichteten deutsche reichsunmittelbare Gemeinden
wie Dietmarschen in Friesland oder die Leutkircher Freien darauf, obwohl an der
Wende zum 16. Jahrhundert durchaus auf die Reichstage geladen waren - die Chance,
sich der Besteuerung zu entziehen überwog das Interesse an politischer Partizipation
(Catherine de Kegel-Schorer, S. 433-441). Steuerkonflikte erreichten die deutschen
Gemeinden dann doch; sie wurden mit den Territorial- bzw. Pfandherren ausgetragen
und nach zähem Ringen durch kaiserliche Kommissionen gelöst. Wim Blockmans
zeigt schließlich, dass sich der Widerstand spätmittelalterlicher holländischer Bauerngemeinden
gegen Adelige, die ihre Herrschaft nach rein privaten Erwägungen ausübten
, mit der Bildung der neuzeitlichen Staaten vereinigen lässt, zu deren Kernaufgaben
ein geordnetes Gerichtswesen gehörten (S. 329-344).

Internationale Ausrichtung zeigt sich auch in den reformationsgeschichtlichen
Studien. Im Ostseeraum konnte sich sich reformatorisches Gedankengut u. a. deshalb
durchsetzen, da Adel und Städte dadurch die Chance erhielten, bischöfliche Stadtherrschaft
abzuschütteln. Es entstanden Freiräume für eine „ungewöhnliche Dichte
und Militanz" der Bilderstürmerei (Werner Troßbach, S. 216).

Immacolata Saulle-Hippenmeyer geht den gewundenen Pfad Graubündens durch
die Reformation nach. Auch ohne sich zu einem reformierten Bekenntnis zuzuwenden
, gewannen die Gemeinden aufgrund bischöflicher Schwäche die Kontrolle über
die örtlichen Kirchengüter und damit über die Seelsorge. Es entstand ab 1524 ein
konfessioneller „Flickenteppich", auf dem sich Landeskirchen lange nicht entwickeln
konnten (S. 261 -280) und der die Mobilität der Bevölkerung zwischen Gemeinden
verschiedenen Glaubens mitunter stark behindert war. Allerdings ist später trotz
konfessioneller Verfestigung Mobilität durchaus üblich. Migranten aus der Schweiz,
die in andersgläubigen benachbarten Herrschaften oder im Reich Arbeit aufnahmen,
waren manchmal zu mehrfachem Glaubenswechsel genötigt (S. 286). So resümmiert
Beat Hodler pointiert, das Zeitalter der „Orthodoxie" lasse sich ebenso als „Zeitalter
der Konversionen" bezeichnen (S. 291).

Beat Kümin vermag aufzuzeigen, wie die englische Kirchengemeinde bzw. ihre
Organe auch ohne „Gemeindereformation" Räte, Pfleger u.s.w. ihren eigenen, intern
oft umstrittenen Beitrag zum religiösen Leben leistete (S. 85-102). Peter Hersche führt

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