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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0757
Neues Schrifttum

Vorräte angeordnet, die „Vergeudung" von Betriebsstoffen als Sabotage eingestuft.
Kurz darauf schied Rumänien als Kriegspartner Hitlers aus und die Sowjets besetzten
die rumänischen Olfelder von Ploesti. Zu dieser Zeit wurden die Leuna-Werke
(Tröglitz, Merseburg) und die Hydrierwerke bei Prag aus der Luft weitgehend zerstört
: „der technische Krieg war gegen Deutschland entschieden" (Albert Speer).

Michael Grandt hat in seiner aktuellen Veröffentlichung dokumentiert, wie das
„NS-Ölschieferprogramm" auf der Schwäbischen Alb 1944 auf der Grundlage eines
Gutachtens aus dem Jahr 1934 (!) aufgelegt wurde: aus der fünften Schicht des
„Schwarzen Jura", im Volksmund „Stinkkalk" sollte aus Bitumen das kriegswichtige
Ol gewonnen werden. Die Olschiefervorkommen erstreckten sich von der Frankenalb
bis Aalen, am Albtrauf entlang bis Hechingen und Balingen. In den 10 Werken
des Unternehmens „Wüste" wurde das Sennewaldsche „Meilerverfahren" zur
Olgewinnung angewandt, um „mit großzügigstem Einsatz von Arbeitskräften und
Material und mit rücksichtslosester Energie" die Rohölersatzproduktion zu forcieren.

Die Umsetzung des Unternehmens „Wüste" setzte voraus, daß das Arbeitskräfte-
Reservoir des KZ Natzweiler-Struthof hierfür „genutzt" wurde: mit dem Vermerk
„Rückkehr unerwünscht" versehen waren „Nacht-und Nebel-Häftlinge" und arbeitsfähige
jüdische KZ-Häftlinge aus westeuropäischen Ländern, aus Norwegen,
Polen, Litauen und Ungarn, aber auch deutsche „Befehlsverweigerer" und Diebe sowie
russische Kriegsgefangene im Rüstungsprogramm „Wüste" eingesetzt. Reichsführer
-SS H. Himmler nutzte dabei das SS-WVHA unter Oswald Pohl als „Sklavenhändlerfirma
" für die KZ-Außenlager „Wüste 1-7", deren Opferzahlen bisher nur
lückenhaft bekannt sind. Nach Kriegsende wurden 3 472 Leichen von KZ-Häftlingen
exhumiert, die Dunkelziffer aus „Sterbelagern" und „Todesmärschen"' (nach Oberschwaben
und Oberbayern) ist unbekannt. Ein Teil der KZ-Häftlinge wurde Mitte
April 1945 ins KZ Dachau „überstellt". Die „Wüste-KZs" gehören zu den letzten
KZ-Außenlagern, die die SS im Jahr 1944/45 errichtete.

Nach Krieg sende hatte die französische Besatzungsmacht versucht, die Ölschieferproduktion
wieder aufzunehmen - so erreichte die Ölschieferverschwelung in
Frommern eine Monatsausbeute von 500 t Öl. Wegen Unrentabilität wurden die
Anlagen entlang der Reichsbahnlinie Tübingen Rottweil 1948/49 aufgegeben.

Mit zahlreichen Dokumenten, Graphiken, Kartenskizzen angereichert bietet die
Veröffentlichung einen guten Einblick in Sachzwänge der Kriegsrüstung, aber auch
in die menschenverachtende Praxis der „Vernichtung durch Arbeit" auch in den letzten
KZ-Außenlagern auf der Schwäbischen Alb.

Wolfratshausen Willi Eisele

Daniel Deckers: Der Kardinal. Karl Lehmann. Eine Biographie. München: Pattloch
Verlag 2002. 384 S., 29 Abb.

Der gegenwärtig wohl bekannteste Hohenzoller, Kardinal Karl Lehmann, hat mit
einer von dem Theologen und FAZ-Journalisten Daniel Deckers vorgelegten

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