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Leopold Stierle

4. GESCHICHTSSCHREIBUNG IN BEURON IM 18. JAHRHUNDERT

In ihrer Abhandlung über das Geschichtsbewußtsein und die Geschichtsschreibung
im 18. Jahrhundert stellt Magda Fischer fest, daß „Publikationen der letzten 20 Jahre
über historische Forschung und Geschichtsschreibung auch der Klosterhistoriographie
die ihr gebührende Würdigung zukommen lassen"30. Am Beispiel des Stifts
Weißenau schildert sie die Motive solcher Forschungen an einem Kloster jener Zeit.
„Die Mönche waren bestrebt, die Geschichte ihres Klosters zu erforschen und die
Überlieferung für spätere Generationen zu bewahren. Den Anstoß dazu gab sicher
die Notwendigkeit, die Rechte des Klosters gegenüber Bischof, Landvogtei und Wiener
Hof zu verteidigen."

Auch für Beuron treffen diese Ausführungen durchaus zu. Schon um die Mitte des
16. Jahrhunderts hat Pirzschelin eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des
alten Klosters sowie der ersten 300 Jahre des neuen Klosters geschrieben. Sein besonderes
Augenmerk hat den Vorstehern, den Pröpsten des Klosters, gegolten. Mit knappen
, dürren Worten teilt er ihre Namen und zum Teil auch ihr Wirken mit. 100 Jahre
später hat Betschat eine chronologische Geschichte der beiden Klöster verfaßt. Seine
Ausführungen beschränken sich nicht nur auf einige geschichtliche Aussagen, er
verbreitet sich mit mehr Worten über Sagen und Legenden zum Ursprung des Klosters
im Tal. Das Mittelalter war ja so reich an schönen Legenden über den Ursprung
von Klöstern, Kirchen und anderen Stätten. Die Muttergottes selbst soll hier dem
Jäger Peregrin einen Fingerzeig für den Ort des neu zu errichtenden Klosters gegeben
haben. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Erforschung der eigenen Vergangenheit
des Klosters nach dem Vorbild anderer Klöster zielstrebig betrieben. Als
Grundlage für eine Geschichte wurde eine Sammlung aller erreichbaren Nachrichten
erstellt, anhand derer dann Dekan Gruber die Chronik des Klosters geschrieben hat,
die 1746 fertiggestellt war.

Ob aufgrund eigener Forschungen oder durch einen Hinweis des damaligen Eges-
heimer Pfarrers Johann Jakob Moser: Man wurde auf die Nachrichten aufmerksam,
die Pirzschelin im Stiftungsurbar von Egesheim und im Anniversar I von Beuron hinterlassen
hatte. Im Konzept der bereits fertiggestellten Chronik wurden diese Nachrichten
nachgetragen mit dem Vermerk: Ita Urb. Egishain de anno 1551. Schöntag^1
erwähnt diese „Streichungen und Ergänzungen" im Konzept ausdrücklich, vergißt
aber hinzuzufügen, daß sie aus dem Egesheimer Urbar stammen. Auch die Propstliste
von Alt-Beuron wurde aus dem Urbar abgeschrieben. Alle diese alten und neuen
Erkenntnisse sollten nicht nur im Archiv des Klosters ruhen, sie sollten auch der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Diese Aufgabe hat wohl im Auftrag des
Klosters der junge Kanzleiverwalter Franz Anton Pizenberger übernommen. In der
unter seinem Namen veröffentlichten Commentatio inauguralis über die Freiheit und

30 Magda Fischer: Geschichtsbewußtsein und Geschichtsschreibung im 18. Jahrhundert.
In: 850 Jahre Prämonstratenserabtei Weißenau 1145-1995. Sigmaringen 1995. S. 277-302.

31 Schöntag (wie Anm. 1). S. 9.

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