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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0033
Das ehemalige Kloster Pussen-Buron, später Alt-Beuron genannt

untersucht. Herberhold will das fragliche Urbar trotz eingehender Nachforschungen
nicht gefunden haben. Der Name Pirzschelin sei eine Verballhornung des Namens
Pizenberger, der Abt sei getäuscht worden, meinte er.

Den Gerüchten Wegscheiders und anderen Gerüchten (Sauter) haben die Kritiker
damals vorbehaltlos Glauben geschenkt. Bis auf den heutigen Tag haben diese
Gerüchte weitergelebt, und noch in jüngster Zeit wurden die Worte Wegscheiders als
Überschrift eines Aufsatzes über das Kloster Beuren verwendet42. Sowohl Zingeler
als auch Herberhold sind der Ansicht, daß die Annales Beuronenses, in denen der
Text der Karlsurkunde enthalten ist, erst im 18. Jahrhundert geschrieben worden seien
. Auf weitere Einzelheiten in der Argumentation von Zingeler und Herberhold
kann hier nicht eingegangen werden. Es genüge die Feststellung, daß diese Argumentationen
ohne Kenntnis der Berichte Pirzschelins erfolgt sind. Sie bleiben daher zum
großen Teil Vermutungen und können keinen Bezug zu einer früheren Quelle herstellen
. Ihre Versuche, den Schriftcharakter einer Unterlage einer bestimmten Zeit
zuzuweisen, um so die Entstehungszeit der Unterlage zu beweisen, weichen zum Teil
erheblich voneinander ab.

Als jüngste Veröffentlichung über das Kloster Beuren ist 1990 ein Aufsatz erschienen
, der die vielsagende Uberschrift trägt „Man hätte in Beüron Ackten verfälscht"43.
Der Verfasser möchte seine Arbeit als grundsätzlichen Beitrag zur Quellenkritik verstanden
wissen. Aber schon die Uberschrift deutet an, in welche Richtung seine
Untersuchungen gehen sollen. Die Nachrichten über das Kloster Alt-Beuron, die uns
Pirzschelin hinterlassen hat, mußten dem Verfasser bekannt sein. Schon 198744 wurde
diese Quelle genannt, nach der die anderen Forscher vergebens gesucht hatten.
Trotzdem erwähnt Schöntag diese Quelle nicht und setzt sich mit deren Aussagen mit
keinem Wort auseinander. Alle Nachrichten über das alte und den Anfang des neuen
Klosters müßten in einen langfristigen Prozeß der Traditionsbildung eingebunden
werden. Nur diesem einen Ziel hätten die Bestrebungen des Klosters nicht nur im 18.
Jahrhundert, sondern auch schon früher gegolten. Bis 1771 soll eine große Zahl von
selbständigen Schriftstücken wie auch von Einträgen in Urbaren und Anniversaren
entstanden sein, die eine Gründung von Alt-Beuron durch einen Grafen Gerold
begründen sollten. Ein Teil der Texte sei plump gefälscht, es handele sich vor allem um
die Gründungsgeschichte I im Beuroner Urbar von 1336, um die Einträge im Stiftungsurbar
von Egesheim und in den Anniversaren I und III. Eine „gekonnte Fälschung
" soll der Liber fundationum darstellen. Die Hand des Vermerks Häpfers auf
der Rückseite des geretteten Blattes würde sich den Schreibgewohnheiten Ende des
16. Jahrhunderts anpassen, sie lasse aber den Schwung der Schrift des 18. Jahrhunderts
erkennen. Die Gedenkeinträge für Graf Gerold im Anniversar I sollen in einer
Schrift nachgetragen worden sein, die der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zuzuweisen
sei. Der mißglückte Vermerk auf Blatt 2a im Anniversar II über Peregrin als
ersten Gründer soll sicher belegen, daß die Gründung Beurens durch einen Grafen
Gerold eine späte Erfindung sei.

42 Schöntag (wie Anm. 1).

43 Ebd.

44 Stierle: Pirzschelin (wie Anm. 1).

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