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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0036
Leopold Stierle

Damit im Zusammenhang mag auch der Indulgenzbrief vom 23. Mai 1362 stehen,
nach dem auch alle diejenigen, die für das Wohlergehen {pro salubri statu) des
Bischofs von Konstanz und aller anderen Personen, die zum Kloster Beuron in einem
besonderen Verhältnis standen, ein Gebet verrichteten, an den Gnaden des Ablasses
teilhaben. Schon Zingeler ist aufgefallen, daß hier von einem Schirmvogt gar keine
Rede ist. Denkbar, ja wahrscheinlich ist, daß im Laufe der Auseinandersetzungen mit
dem benachbarten Grafen von Zollern auch ein Bericht über den Rechtsstatus und
die Geschichte des Klosters erstellt worden ist. Ein solcher Bericht war zwangsläufig
auch gegen ähnliche Bestrebungen der späteren Vögte, der Herren von Enzberg,
gerichtet. In ihrem Interesse mußte es daher gelegen haben, bei ihren Heimsuchungen
des Beuroner Archivs den Bericht zu beseitigen. So könnte es nach nüchterner
Betrachtung der damaligen Verhältnisse zur Erstellung eines Berichts und dessen späterem
Verlust gekommen sein.

Die verschiedenen Ursachen für die Dezimierung des Beuroner Klosterarchivs
sind bekannt. Ihnen wurde in der Vergangenheit leider nur wenig Beachtung
geschenkt. Es ist ein ausgesprochener Glücksfall, daß die Aufzeichnungen Pirzsche-
lins 200 Jahre lang unbekannt im Pfarrarchiv Egesheim lagen und so der Nachwelt
erhalten blieben. Weniger verständlich ist die Tatsache, daß diese Aufzeichnungen
trotz der Kenntnis von ihrer Existenz noch einmal 200 Jahre lang unbeachtet in Egesheim
und im Hauptstaatsarchiv Stuttgart lagerten.

Pirzschelin ist der erste, der uns Nachrichten über die Gründung Alt-Beurons
durch Graf Gerold und über die frühen Pröpste sowie einige andere Nachrichten
überliefert hat. Diese Nachrichten können demnach keine Erfindung des 18. Jahrhunderts
sein. Wir können Pirzschelin und seinem früheren Gewährsmann auch
nicht von vornherein unterstellen, daß sie ihre Nachrichten frei erfunden hätten. Im
Liber fundationum sind beide Gründungsgeschichten enthalten. Die fundatio IIa
wurde etwas gekürzt wortwörtlich in das Anniversar III übernommen. Von der fundatio
Ia ist auf dem geretteten ersten Blatt des Liber nur noch der Anfang erhalten,
der vollständige Text jedoch als Abschrift im Urbar von 1336. Diese Abschrift steht
auf einem Pergament-, nicht Papierblatt (alte Blattzahl 30ab, neue 89ab) gleich nach
der Grenzbeschreibung von Beuron vom 27. und 28. Oktober 1537 und dürfte daher
auch bald danach geschrieben worden sein. Zingeler nennt das 17, Herberhold das
18. Jahrhundert.

Der Text der fundatio Ia im Liber fundationum ist kurz, er lehnt sich zum Teil an
die Ausführungen Pirzschelins und der Annalen an. Der Text dieser fundatio im
Anniversar III entspricht aber in seiner Gesamtheit dem Text in den Annalen. Mit
Sicherheit konnte die Entstehungszeit der Annalen und des Extractus daraus nicht
ermittelt werden. Zingeler und Herberhold nennen das 18. Jahrhundert. Die genaue
Feststellung dieser Zeit wäre aber von entscheidender Bedeutung, da in den Annalen
der Text der Karlsurkunde enthalten ist. Herberhold ist der Ansicht, daß beide Unterlagen
, die Annalen und die Karlsurkunde, denselben Verfasser haben müssen und um
die Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden sind50, denn vor dieser Zeit hätte man im

50 Herberhold (wie Anm. 1). S. 95.
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