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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0044
Heinrich Bücheler

zeiminister Savary an der Untat schuldiger waren als der Gouverneur Murat. Golo
Mann hierzu: „Er war gegen die Erschiessung, mußte sie aber vollziehen lassen"8.

Die Machtausdehnung des kaiserlichen Schwagers durch die Siege über Osterreich
1805 und Preußen 1806, zu denen Murat, „le seul militaire de la familie"9 wesentlich
beitrug, machten für den einstigen Gastwirtssohn aus der Gascogne sogar
Königsthrone erreichbar: von Holland oder Polen, dann auch von Spanien, Portugal
oder Neapel. Vorerst allerdings mußte er sich mit dem Großherzogtum Cleve und
Berg begnügen. Am 15. März 1806 unterzeichnete Napoleon die Urkunde. Am 24.
März 1806 hielt Joachim I, den umjubelten Einzug in die Hauptstadt Düsseldorf; im
„Buch le Grand" machte Heinrich Heine daraus ein Stück .Weltliteratur'. Mit der
Unterstützung und Erfahrung aller Untertanen wolle er deren Wohlstand mehren,
ließ der Großherzog verkünden. Er hatte dafür allerdings nur wenig Zeit, dann mußte
er gegen Preußen in den Krieg ziehen. Zuvor blieb ihm auch die Erkenntnis nicht
erspart, daß er eigentlich nur der „lieutenant" seines Schwagers am Niederrhein war.
Beim Ausbau der Königstraße zu einer Prachtstrasse soll Murat, in der Kürze seiner
Zeit, sich doch Verdienste erworben haben.

Die nächste Standeserhöhung ließ indes nicht lange auf sich warten. Dafür sorgten
sowohl die überaus ehrgeizige Gattin Caroline wie auch die anhaltende Feindschaft
der beherrschenden Seemacht England, die Napoleons Kaisertum nie anerkannte.
Der Kaiser wollte nun die „Nation der Krämer", wie er die Engländer nannte, mit
einer Wirtschaftsblockade niederringen. Im eroberten Berlin erließ er am 21. November
1806 ein Edikt zum „Blocus continental", womit er alle Küsten und Seehäfen in
seinem Machtbereich für den englischen Handel sperrte. Die Durchsetzung dieses
schwierigen Auftrages übertrug er seinen tüchtigsten Marschällen. Die Elbe- und
Wesermündung, der große Atlantikhafen Lissabon und das alte Mittelmeerzentrum
Neapel verlangten besonders kraftvolle Überwachung. Keiner der vier Brüder Napoleons
war im eigentlichen Sinne Soldat. Am 15. Juli 1808 wurde Murat von Gnaden
seines kaiserlichen Schwagers als Joachim Napoleon I. König von Neapel.

Er löste dort Napoleons ältesten Bruder Joseph ab, der auf den Thron von Spanien
versetzt wurde. Der Kaiser soll seinem Schwager und der Schwester Caroline die
Wahl gelassen haben zwischen dem Königsthron von Portugal und dem von Neapel;
das Ehepaar Murat entschied sich für Neapel. Dieses Königreich hatte nahezu fünf
Millionen Einwohner; die Hauptstadt war mit 350 000 Neapolitanern nicht sehr viel
kleiner als seinerzeit Paris. Der Einzug des Königspaares Murat in seine Hauptstadt
am Vesuv und blauen Golf war dann am 8. September 1808 noch viel pompöser als
jener in Düsseldorf.

In dem für die Murats so erfolgreichen Jahr 1808 kam es schon im Februar zu
einem glanzvollen Ereignis durch die eheliche Verbindung mit dem Fürstenhaus
Hohenzollern-Sigmaringen; diese war ein Glied der Heiratspolitik Napoleons in
Häuser des europäischen Hochadels. Die Dokumente sind im Fürstlichen Hausarchiv
Sigmaringen vorhanden und allgemein bekannt. Napoleon I. unterzeichnete am

8 Ebd.

9 Tulard (wie Anm. 1) S. 163.

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