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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0048
Heinrich Bücheler

Schwangerschaft meiner Nichte hörte13. Ich weiß, wie glücklich sie ist. Sie verdient es,
ebenso wie der Prinz. Möge die erste Frucht Ihrer Liebe sie auf lange Zeit glücklich
machen! Adieu, Madame. Ich erneuere Ihrer Hoheit meine Gefühle. Die Königin
und die Kinder sind wohlauf. Ich bitte Gott, Madame, Sie in Seiner heiligen und
würdigen Obhut zu bewahren.

Joachim Napoleon.
Paris, den 17. Januar 1810

Der religiös gehaltene Briefschluß könnte überraschen, wüßte man nicht, daß
Murat auch im Abschiedsbrief vor der Erschiessung für seine Familie den Segen
Gottes erbat und dann dem Exekutionskommando zurief: Faites le volonte de Dieu!
- Bekannt ist auch, daß Murat, um die Katholiken von Neapel für sich einzunehmen,
den Stadtheiligen Januarius eine Reverenz erwies, was ihm Napoleon als „Affentheater
" („singerie") verübelte. Zweifellos ist richtig, was Tulard schreibt: „Entre le rou-
ge et le noir il choisit le rouge!" Der unbestritten führende Kavallerist des Kaiserreichs
war auch einer der zahlreichen Freimaurer in der Marschallriege14. Trotzdem:
Im Kern seines Wesens blieb der gewaltige Kriegsmann und einstige Priesterschüler
doch auch ein Katholik, litt wohl auch zweilen darunter, daß er seine fromme, tüchtige
Mutter Jeanne so enttäuscht hatte. Welche Freude war es doch, als bald nach Verheiratung
mit der jüngsten Schwester des Ersten Konsuls, und mit den Angelegenheiten
Italiens schon beschäftigt, Papst Pius VII. ihm einen geweihten Rosenkranz
überreichen ließ, mit dem er seine alte Mutter beglücken konnte.

Mutter Jeanne - sie starb in La Bastide am 11. März 1806, der Sohn war bereits
Großherzog von Berg - hatte auch noch erleben dürfen, wie die Familie ihres jüngsten
und zugleich erfolgreichsten Sohnes mit Nachkommen früh gesegnet wurde.
Schon ein Jahr nach der Verheiratung, 1801, kam der Stammhalter Achille zur Welt;
ein Jahr später die Tochter Letizia, 1803 der zweite Sohn Lucien und zwei Jahre später
eine zweite Tochter, Louise. König Joachim besaß viel Familiensinn, weit mehr
vermutlich als seine Frau. In Joachims Briefen kommt dieser Familiensinn mehrfach
zum Ausdruck. So auch im Brief vom 17. Januar 1810, in welchem er der Fürstin

13 Prinzessin Antoinette Marie von Hohenzollern geb. Murat (1792 - 1847) und Prinz Karl von
Hohenzollern (1785 - 1853) bekamen ihr erstes Kind am 6. Juni 1810 und nannten es Karoline,
wohl nach der Tante, der Königin Caroline von Neapel, geb. Bonaparte, der jüngsten Schwester
Napoleons. Prinzessin Karoline von Hohenzollern-Sigmaringen heiratete am 7. Januar
1839 Friedrich Prinz von Hohenzollern-Hechingen (1790-1847). Nach dessen Tod heiratete
Karoline ein zweites Mal am 2. Februar 1850 Johann Steger von Waldburg (um 1813-1882).
Karoline starb 75jährig, am 21. Juni 1885. Ein zweites Kind kam am 7. September 1811 zur Welt:
Karl Anton (1811 - 1885), der spätere preußische Ministerpräsident.

14 Siehe Willy Andreas: Das Zeitalter Napoleons und die Erhebung der Völker. Heidelberg
1955. S. 282: „In der Generalität waren Augereau, Bernadotte, Berthier, Kellermann, Macdonald
, Marmont, Massena, Ney, Murat und Oudinot Freimaurer; unter den sechsundzwanzig
Marschällen des Empires zählte man nicht weniger als zehn dazu".

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