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Zu seinem Leben und zu seinen Briefen an die Fürstin Amalie Zephyrine

alles ihm mögliche getan hat, um Napoleons ehrgeizige Pläne zu durchkreuzen und
seinen Sturz zu beschleunigen19. Duff Cooper kann sich auf Metternich beziehen, der
im Dezember 1808 berichtete: „Hier in Frankreich stehen augenblicklich in Geltung
und Einfluß zwei Männer an erster Stelle: Herr von Talleyrand und Herr Fouche20.
Vermutlich habe Metternich seine Erkenntnis von der Königin Caroline erhalten.
„Caroline Murat, die damals wahrscheinlich Metternichs Geliebte war, ist anscheinend
auch seine Nachrichtenquelle gewesen"21.

Das Verhältnis Napoleons zu seiner jüngsten Schwester und seinem Schwager auf
dem Thron von Neapel war in diesen ganzen Jahren nie gut. Das Königspaar bekam
vom Kaiser immer nur Kritik zu hören. Erfolge, wie die Eroberung Capris, wurden
ganz den kaiserlichen Waffen und nicht dem König zugeschrieben. Als im Mai 1810
König Joachim sich zur Invasion Siziliens entschloß, sein Hauptquartier nach Reggio
verlegte und drei Korps dort versammelte, erreichte ihn über den Kriegsminister
Clarke die Weisung des Kaisers, er solle dort lediglich campieren, die englischen Kräfte
an der Straße von Messina binden und eine eventuelle Flottenoperation des
Geschwaders von Toulon abwarten. Doch im September war vom Toulon-Geschwa-
der noch immer nichts zu sehen. Da wagte Murat den Sprung über die Straße von
Messina. Am 17. September 1810 waren die ersten Teile, 2000 Neapolitaner und Korsen
übergesetzt und hatten auf der Insel, bei den Dörfern San Stefano und San Paolo
, bereits einen Brückenkopf gebildet. Aber da untersagte der General Grenier,
Oberbefehlshaber aller französischer Truppenteile, seinen Untergebenen in die Boote
zu gehen und berief sich auf einen strikten Befehl des Kaisers. Zwar konnten die
übergesetzten Teile wieder auf das Festland zurückgenommen werden, bis auf eine
kleine Abschirmtruppe, die in Gefangenschaft geriet. Für König Joachim aber blieb
es eine arge Brüskierung: war nun doch offenkundig, daß die eigentliche Befehlszentrale
über sein Königreich nicht im Palazzo Reale von Neapel, sondern in den Tuile-
rien lag. - Unklar bleibt, warum Napoleon am Besitz der größten Mittelmeerinsel mit
ihren wichtigen Häfen Catania und Palermo so wenig gelegen war.

Das Ausscheren des Zaren Alexander I. aus der Kontinentalsperre und die Öffnung
seiner Häfen für den englischen Handel waren jedenfalls einer der Hauptgründe
für Napoleons fatalen Rußlandfeldzug. Der Konflikt der beiden mächtigsten Kaiser
Europas zeichnete sich schon 1810 ab und verschärfte sich 1811 immer mehr. In
seiner melancholischen Rückschau auf St. Helena sagte Napoleon später, er hätte den
Rußlandfeldzug nie unternommen, wäre nicht der drittmächtigste Herrscher des
Kontinents, der Kaiser Franz von Osterreich, sein Schwiegervater gewesen22. Obwohl
er die Kaiserin Marie Louise auch auf St. Helena durchwegs rühmte, vor allem wegen

19 Duff Cooper: Talleyrand. München 1962. S. 132.

20 Ebd.

21 Ebd.

22 Las Cases: Napoleon I. Tagebuch von St. Helena. Ubertragen und bearbeitet von Oskar
Marschall von Bieberstein. Berlin 1900. S. 187: Meine Heirat mit der Erzherzogin war schuld,
daß ich Rußland den Krieg erklärte. Preußen hatte ebenfalls Vergrösserungsabsichten. Im
Grunde hatte ich keine anderen Verbündeten...

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