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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0057
Zu seinem Leben und zu seinen Briefen an die Fürstin Amalie Zephyrine

Schwager und der geliebten Heimat Frankreich stürzte ihn in einen schmerzlichen
Zwiespalt der Gefühle. Ein Brief an Napoleon aus diesen Tagen schließt mit den Worten
: Jus'qu ä la mort, votre ami31. Ohne Metternich, der jetzt „Kutscher Europas"
wurde, wäre Murats Herrschaft am Vesuv bald nach derjenigen Napoleons an der Seine
zu Ende gegangen. Österreichs Staatskanzler geriet aber, Neapels wegen, immer
stärker unter den Druck Englands und - mehr noch - Frankreichs. Ludwig XVIII.
warf Metternich vor, unter Anspielung auf sein Verhältnis zu Caroline, er stelle Liebesbande
über die Prinzipien der Politik und der Legitimität. - Anfang 1815 stand es
nicht mehr gut um den „Re Gioacchino" von Neapel.

Nach Rückkehr der Bourbonen auf ihre Königsthrone in Paris und Madrid blieb
Neapel die letzte revolutionäre Zelle in Europa. Nach dem Willen Ludwig XVIII.
und Talleyrands, der sich zum Sprachrohr der Bourbonen und Murats gefährlichstem
Feind gewandelt hatte, sollte Neapel baldigst der angestammten Dynastie zurückgegeben
werden. Auch England und Zar Alexander I. unterstützten die Forderung Ludwigs
XVIII. Wie lange würde der Staatskanzler in Wien dem Drängen dreier
Großmächte auf Vertreibung der Murats aus Neapel noch widerstehen können? Fürstin
Pauline Borghese, Lieblingsschwester Napoleons und etwas älter als Caroline,
war um Versöhnung der beiden Schwäger bemüht. Am L März 1815 kam von Elba
der Emissär Colonna nach Neapel und kündigte Napoleons baldige Rückkehr nach
Frankreich an. In König Joachim siegten sofort die Gefühle wieder über den Verstand
, der Reiter über den Politiker. Ohne die Risiken und Warnungen Carolines zu
beachten, entflammte er für seine Lieblingsidee: Befreiung und Einigung Italiens
unter seiner Führung. Daß er damit den einzigen Arm von sich stieß, der ihn noch
stützte - und daß Napoleon gegen ganz Europa antreten mußte, wenn Österreich
nicht neutral blieb - bedachte er nicht.

An den Iden des März 1815 eröffnete Murat mit 40 000 Mann den Feldzug, am 18.
März erklärte er Österreich den Krieg. Murat war immer ein Mann der Offensive
gewesen. Seine Streitkräfte teilte er in zwei Angriffsgruppen. Während die eine Rom
kampflos einnahm, stieß die andere auf Florenz vor. Am 30. März verkündete er von
Rimini aus allen Italienern, die Stunde der Unabhängigkeit Italiens sei gekommen.
Zunächst lief alles gut. Murats Truppen erreichten Bologna, Modena, Ferrara. Dann
aber ergriffen die österreichischen Generale Neipperg und Bianchi die Gegenoffensive
. Bei Tolentino scheiterte am 2./3. Mai Murats Angriff an der günstigen Stellung
und starken Artillerie der Österreicher. Murats Armee verlief sich. Nur von vier Lanzenreitern
begleitet, traf er am 18. Mai 1815 im Palazzo Reale in Neapel ein. Madame
! Es ist alles verloren! Nur die Ehre nicht! sagte er zu Caroline.

Die Murats trennten sich - und sahen sich nie wieder. Während Caroline mit ihren
vier Kindern auf einem englischen Kriegsschiff sich nach Triest unter den Schutz
Metternichs begab, fuhr Murat auf einer Barke nach Cannes, wo er am 25. Mai 1815
eintraf. Doch Napoleon wollte ihn nicht sehen und befahl ihm über Fouche, sich
ruhig zu verhalten und abzuwarten. - Murat wäre aber in der Verfolgung Blüchers
nach Ligny wirkungsvoller gewesen als der unentschlossene Grouchy, und vielleicht
auch als Ney im Duell mit Wellington bei Waterloo. Nach Waterloo begann in Süd-

31 Jean Paul Garnier: Murat roi de Naples. Paris 1959. S. 247.

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