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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0067
Die Sigmaringer Turner zur Mitte des 19. Jahrhunderts

Frondienstleistungen. Am 29. März meuterte die Mannschaft des Sigmaringer Militärkontingents
. Bis zu den Septemberunruhen im gleichen Jahr hatte der Fürst somit
seine einstige Machtposition vorübergehend eingebüßt.

Im Mai begann die zweite Phase der Auseinandersetzungen um die politische und
militärische Macht in Sigmaringen6. Advokat Würth, der die Wahl um den Sitz in der
Frankfurter Nationalversammlung verloren hatte, bekannte sich am 10. Mai öffentlich
im Rahmen einer Volksversammlung zur Republik. Am 24. Mai gründete er im
Zollernschen Hof den Vaterländischen Verein, dessen Vorsitz er am 2. Juni übernahm.
Dieser Verein, dessen Publikationsorgan „Der Erzähler" war, bekannte sich zu radikaldemokratischen
Grundsätzen. Als Reaktion darauf bildete sich der Vaterländische
Verein mit dem Publikationsorgan „Der Volksfreund", der konstitutionell engagiert
war. Im Juni verstärkte Würth seine Agitation. Für den 18. Juni war eine große Versammlung
des Vaterländischen Vereins in Sigmaringen angekündigt, die allerdings
aufgrund einer mäßigenden Rede Würths ruhig verlief. Bayerische Truppen
marschierten in den folgenden Tagen in Sigmaringen ein. Man verlegte diese erst am
27. Juni nach Vilsingen. Am 1. Juli begannen die Sitzungen des Außerordentlichen
Landtags. Dies war der politische Hintergrund, vor dem sich die Gründung des
Sigmaringer Turnvereins vollzog.

Mit Aufruf vom 30. Juni 1848 luden die beiden Brüder Julius und Gustav Blau,
Parmenio Fatio, Juluis Fivaz, Hermann Raible und Joseph Rhein alle turninteressierten
Männer und Jünglinge über 16 Jahren zu einer Versammlung auf den 1. Juli in das
Gasthaus Zollernscher Hof ein7. Wirt des 1844 eröffneten Zollernschen Hofes war
Carl Graf8. Er war auch Gastgeber der Gründungsversammlung des Vaterländischen
Vereins gewesen und gehörte dem Bürgerverein Sigmaringen an9. Schon im März
1848 trat er in politischen Versammlungen als Redner hervor. Der Zollernsche Hof
war Treffpunkt der demokratischen und revolutionären Kräfte. Der Turnverein wurde
am 6. Juli 1848 unter dem Namen Turngemeinde Sigmaringen ins Leben gerufen.
Zunächst installierte man für zwei Tage einen provisorischen Vorstand, ehe am Sams-

6 Siehe hierzu und zum folgenden Gönner, Revolution 1952 (wie Anm. 5) S. 77f. - Rieber,
Revolution 1848/49 (wie Anm. 5) S. 45f.

7 Abgedruckt in Der Erzähler Nr. 52, 30. Juni 1848, S. 220: Turnverein. In allen Gauen
unseres Vaterlandes haben sich Turngesellschaften gebildet, und ihre Tendenz, was sie sind, was
sie leisten, ist jedem echten Deutschen bekannt. Auch wir beabsichtigen die Gründung eines
solchen Vereins, und laden alle Männer und Jünglinge vom 16ten Jahr an, die hieran Teil
nehmen wollen oder sich für die Sache überhaupt interessieren, zu einer Besprechung im
Zollernschen Hof auf Samstag, den 1. Juli diesen Jahres Abends 8 Uhr hiermit ein. Sigmaringen
, den 28. Juni 1848.

8 Zu Carl Graf siehe Vogt, Trillfinger Volksversammlung (wie Anm. 5) S. 32.

9 Zum Bürgerverein Sigmaringen siehe Andreas Zekorn: Die Museumsgesellschaft und der
Bürgerverein in Sigmaringen. Die Entwicklung zweier Lesegesellschaften im 19. Jahrhundert.
In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 23 (1987) S. 53-146. - Ders.: Lesegesellschaften
und städtisches Bürgertum in Sigmaringen während der Revolution 1848/49. In: Für die
Sache der Freiheit (wie Anm. 5) S. 73f.

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