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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0069
Die Sigmaringer Turner zur Mitte des 19. Jahrhunderts

bares Zeichen der fortgeschrittenen Radikalisierung und Ausdruck einer rein demokratischen
Gesinnung, ganz in Rot gehalten14. Den Mittelpunkt der Fahne bilden die
vier großen „F"s der Turnbewegung, die für Frisch, Fromm, Froh und Frei stehen.
Die Fahne ist von einer schwarz-rot-goldenen Kordel eingefasst. Diese Farbkombination
wiederholt sich auch in der Zusammenstellung von schwarzer Schrift, rotem
Tuch und goldenen Fransen sowie Jahreszahlen. Die rote Fahne, ursprünglich das
Zeichen für den Ausnahmezustand, wurde zum zentralen Symbol der Linken15. Sie
nimmt daher unter den erhalten gebliebenen deutschen Turnfahnen der Revolutionszeit
eine herausragende Stellung ein16.

Eine Anzeige im Erzähler machte die Sigmaringer Bevölkerung auf das Ereignis
aufmerksam17: Sonntag, den 17. September Fahnenweihe und Einweihung des Turnplatzes
. Vormittags 10 Uhr Festzug, Mittags 2 Uhr Freiturnen. Dieses Ereignis ist in
mehreren Quellen unterschiedlicher Provenienzen überliefert. Der demokratisch
orientierte Erzähler berichtet als offizielles Mitteilungsorgan der Turner in seiner
Ausgabe vom 19. September 1848 euphorisch hierüber18. Diesem Bericht zu folge
muss es sich um ein großes Volksfest gehandelt haben, an dem sich die größtenteils
ganz demokratische Bevölkerung der Stadt und der Umgegend zahlreich beteiligte1''.
Böllerschüsse eröffneten den Festtag. Gegen 9 Uhr trafen die befreundeten Turner in
der Stadt ein. Viele der Wagen, auf denen diese in die Stadt fuhren, waren - ganz im
Zeichen einer politischen Demonstration für die nationale Einheit Deutschlands -
mit der deutschen Fahne (schwarz-rot-gold) geschmückt. Besonders werden die
Turner aus Riedlingen mit über 20 Teilnehmern hervorgehoben. Ebenso wurden Vertretungen
aus Buchau, Biberach, Ravensburg und Meßkirch begrüßt, auch letztere
waren in großer Zahl erschienen. Zudem konstatierte man zu den aus dem badischen
Meßkirch angereisten Turner eine besonders enge Verbindung, deren Gesinnungstüchtigkeit
längst bekannt war. Dies überrascht keineswegs, da die badische
Revolution Vorbild und Initiator für die Sigmaringer war. Aus Württemberg waren
offensichtlich nicht so viele Turner erschienen, wie ursprünglich erwartet. Dies

14 Ein Foto der Fahne ist abgedruckt in: Preußen in Hohenzollern. Begleitband zur Ausstellung
. Hrsg. vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg und dem Staatsarchiv Sigmaringen
. Bearb. von Otto H. Becker u.a. (Haus der Geschichte Baden-Württemberg.
Schwarz-Goldene Reihe Bd. 2). Sigmaringen 1995. S. 154. - Anschauliche Beschreibung und
Interpretation bei Rieber, Revolution 1848/49 (wie Anm. 5) S. 47, hieraus auch die folgende
Beschreibung der Fahne; kleineres Foto bei Rieber, Republikanische Erhebung (wie Anm. 5)
S. 8.

15 Rieber, Revolution 1848/49 (wie Anm. 5) S. 37.

16 Die Fahne ist seit Dezember 2002 als Leihgabe im Haus der Geschichte Baden-Württemberg
in Stuttgart zu sehen. Zum Vergleich siehe die bei Karl Werner Steim: Revolution von
1848/49 im Oberamt Riedlingen (Landkreis Biberach. Geschichte und Kultur 2). Bad Buchau
1998. S. 196/197, 331 abgebildete Fahne der Turngemeinde Buchau. Hier (S. 195) ist auch - zum
Vergleich - das Programm der Einweihung des Turnplatzes sowie Fahnenweihe der Turngemeinde
Buchau vom 16. Juli 1848 beschrieben.

17 Der Erzähler Nr. 73, 12. September 1848, S. 224.

18 S. 234. Der Artikel ist im Anhang dieses Beitrags abgedruckt.

19 Siehe hierzu auch Festschrift 1912 (wie Anm. 3) S. 6/7.

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