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Jürgen Treffeisen

5. TURNEN IN DEN ERSTEN ZWEI JAHREN

Auch nach der gescheiterten Revolution in Sigmaringen wurde der Turnbetrieb fortgesetzt
. Spärliche Nachrichten im Erzähler belegen dies: Für den 11. Oktober 1848
war eine Ausschusssitzung und eine Turnersitzung im Turnlokal angekündigt44.
Diese Anzeige unterzeichnete Julius Blau als „ Vorstand", der als Gründungsmitglied
auch in den ersten Wochen als Sprecher fungiert hatte. War Joseph Rhein, der sich
während der Fahnenweihe mit einer politischen Rede hervorgetan hatte, nach den
fehlgeschlagenen Septemberunruhen in den Hintergrund getreten? Zum Jahreswechsel
lud wiederum Julius Blau zu einer Plenarversammlung der Turngemeinde im
Bräuhause auf den 30. Dezember ein45. Es sollte auch die Abänderung der Statuten
zur Sprache kommen. Ob und was damals geändert worden war, lässt sich nicht mehr
ermitteln. Vielleicht standen hier schon die Kräfte dahinter, die drei Monate später
einen zweiten, monarchisch-konstitutionell gesinnten Turnverein gründeten. Der
letzte Nachweis von turnerischen Aktivitäten in Sigmaringen vor der Auflösung des
Vereins datiert auf den L August 1849. Im Erzähler findet sich folgende Notiz:
Gestern Abend ist einem hiesigen Turner eine schwarz lederne Gurt, die er während
der Turnübungen abgelegt hatte, weggenommen worden. Der wohl bekannte Besitzer
derselben wird damit aufgefordert, dieselbe zurückzugeben, in anderm Fall er
öffentlich zur Zurückgabe genötigt werden wird46.

6. GRÜNDUNG EINES KONSTITUTIONELLEN TURNVEREINS

Am 5. März 1849 gründete sich ein zweiter, politisch gemäßigter Turnverein unter
dem Namen Neue Turngemeinde Sigmaringen, der sich dem monarchisch-konstitutionellen
Lager zugehörig fühlte. Er betonte ausdrücklich, dass er keine politische
Tendenz an die Spitze stellt47. Empört reagierte der mit der älteren Turngemeinde
befreundete, demokratisch gesinnte Riedlinger Turnverein. Man richtete einen
offenen, auch im Erzähler mit Datum 7. April 1849 abgedruckten Brief an den konstitutionell
-monarchischen Turnverein49,.

Damals hatte gerade die zweite Phase der Revolution begonnen. Es galt, die von der
Nationalversammlung ausgearbeitete Reichsverfassung durchzusetzen. Die Konstituierung
zweier Turnvereine in einer Stadt ist 1848/49 kein singulärer Fall49. Neben
politischen Meinungsverschiedenheiten könnte auch das in vielen Turnvereinen

44 Der Erzähler Nr. 82, 10. Oktober 1848, S. 264.

45 Der Erzähler Nr. 105, 29. Dezember 1848, S. 358.

46 Der Erzähler Nr. 61, 1. August 1849, S. 262.

47 Siehe hierzu Steim, Revolution (wie Anm. 16) S. 323f.

48 Der Erzähler S. 120. - Eine kürzere Fassung ist abgedruckt bei Steim, Revolution (wie
Anm. 16) S. 323/4.

49 Hans Langenfeld: Von der Turngemeinde zum modernen Sportverein. Stationen auf dem
175jährigen Weg von Jahn bis Weyer: In: Sport und Verein. Hrsg. von Gunter A. Pilz.
Hamburg 1986. S. 15-42, hier S. 22

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