Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0079
Die Sigmaringer Turner zur Mitte des 19. Jahrhunderts

gepflegte Recht, über die Aufnahme neuer Mitglieder durch geheime Abstimmung zu
entscheiden, verantwortlich sein. Ob in der älteren Sigmaringer Turngemeinde eine
gewisse Exklusivität entstanden ist, die die Aufnahme interessierter Sportler
erschwerte, lässt sich jedoch nicht mehr verifizieren.

Die jüngere Turngemeinde führte die Vereinsfarben Rot und Blau, die ältere die
Farben Rot und Gelb. Fortan nannte man den demokratischen Turnverein die
„Roten", den konstitutionellen die „Blauen". Das Vereinslokal des zweiten Turnvereins
war der Adler, die ältere Turngemeinde tagte weiterhin im Zollerhof. Auch
bekannte sich letztere weiterhin zu den demokratischen Traditionen. Für Pfingstmontag
1849 organisierte dieser ältere Turnverein eine Turnfahrt ins Bittelschießer-
Tälchen50. Ausdrücklich waren hierzu die demokratischen Vereine aufs freundschaftlichste
eingeladen.

Inzwischen fungierte ein gewisser Keßler als Sprecher der älteren Turngemeinde51.
In dieser Funktion wird er erstmals Ende Mai sichtbar52. Turnratssitzungen und
die monatlichen Vereinssitzungen wurden offensichtlich weiterhin regelmäßig abgehalten53
.

7. DAS ENDE DER SIGMARINGER TURNER 1850

Noch 1849 konstituierte sich auch in Bingen ein Turnverein, der sich der älteren
Sigmaringer Turngemeinde anschloss54. Nach der Abtretung Hohenzollerns an
Preußen verschärfte sich die Situation für die demokratisch gesinnten Turner immer
mehr. Das 1850 erlassene preußische Polizeigesetz unterstellte auch die Turnvereine
der Polizeiaufsicht. Als im Sommer 1850 die Roten an Feierlichkeiten in Bingen mit
ihrer Fahne teilnahmen, wollte die Preußische Regierung dieses Revolutionssymbol
konfiszieren. Die Turner konnten die Fahne jedoch rechtzeitig beim Bingener
Engelwirt Fischer verstecken. Im selben Jahr löste die Preußische Regierung die
Turngemeinde wegen staatsgefährdender Umtriebe auf. Die konstitutionelle Turngemeinde
hob sich selbst auf. Uber das Schicksal der Fahne berichtet die Festschrift
von 19 1 255: Der damalige Sprecher Malermeister Lütz mauerte sie zunächst unter
dem Dachfirst seines Hauses ein. Das Jahr darauf holte er sie in seine Werkstätte, wo
sie, unter einem Überzug versteckt, in der Maske eines Roleaux an einem Fenster

50 Der Erzähler Nr. 42, 25. Mai 1849, S. 168.

51 Festschrift 1912 (wie Anm. 3) S. 9

52 Der Erzähler Nr. 44, 1. Juni 1849, S. 176.

53 Der Erzähler Nr. 44, 1. Juni 1849, S. 176: Turnsache - Nächsten Samstag Abends halb neun
Uhr ist Turnrathssitzung; nächsten Montag Abends halb neun Uhr monatliche Vereinssitzung.
Ähnlich lautende Ankündigung in: Der Erzähler Nr. 49, 19. Juni 1849, S. 196, Nr. 56, 13. Juli
1849, S.220, Nr. 58, 20. Juli 1849, S. 228, 17. August 1849, S. 260.

54 Der Erzähler Nr. 25, 27. März 1849, S. 100: Bingen. Im hiesigen Orte hat sich in letzter Zeit
ein Turnverein gebildet, welcher sich dem voriges Jahr in Sigmaringen gegründeten Turnverein
anschloß.

55 Festschrift 1912 (wie Anm. 3) S. 9

67


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0079