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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0081
Die Sigmaringer Turner zur Mitte des 19. Jahrhunderts

einzelnen wünschte man 1 Reck, 1 Barren, 1 Sprungbrett, 1 Klettergerüst, 1 Sprungbock
sowie mehrere Sprungstangen. Das kommunale Antwortschreiben datiert auf
den 27. Juli. Dem Turnverein wurde grundsätzlich erlaubt, seine Übungen auf dem
städtischen Turnplatz abzuhalten. Die Entscheidung über die Anschaffung der
gewünschten Turngeräte wurde allerdings zurückgestellt. Zuerst erwartete man von
Seiten des Vereins einen Kostenvoranschlag, der auch umgehend eingereicht wurde61.
Aus den Akten geht die Entscheidung der Stadt über die Anschaffung der Turngeräte
nicht hervor, jedoch sollen diese wunschgemäß angeschafft worden sein62.

Doch die Anfänge des neuen Vereins waren von Missstimmung begleitet. Offensichtlich
sah sich ein Teil der Turner im neuen Verein nicht genügend repräsentiert. In
der Ausgabe vom 15. August 1862 zieht das Hohenzollerische Wochenblatt ein erstes
Resümee über den seit über vier Wochen bestehenden Verein, der einen recht gedeihlichen
und erfreulichen Fortgang nimmt63. Doch nicht alle turnbegeisterten hatten
sich dem neuen Verein angeschlossen. Dass die Teilnahme keine zahlreichere ist, da
doch die Zweckmäßigkeit des Turnens fast allseitig anerkannt wird, beruht größtenteils
auf dem Umstände, dass viele junge Männer sich durch Rücksichten gehindert
glauben, die gerade nicht das glänzendste Zeugnis von dem unbefangenen Sinn
unserer Jugend geben, aber freilich mit dem Leben und Geiste einer kleinen Stadt so
verschiedenen Elementen an Stand und Bildung unzertrennlich zu sein scheinen. Aus
dieser sehr difus gehaltenen Kritik geht nun nicht hervor, weshalb sich einige turnbegeisterte
Sigmaringer dem neuen Verein entzogen.

Uber diesen Artikel empörte sich ein Vorstandsmitglied der Turner, der sich zu
einer Stellungnahme in der Zeitung veranlasst sah. Er forderte in dem Hohenzolleri-
schen Wochenblatt vom 20. August den Schreiber des Artikels auf, seine Vorwürfe zu
konkretisieren: Oder sollte etwa mit dieser Anschuldigung indirekt der Vorstand des
Männerturnvereins gemeint sein, der es nur nicht verstanden hätte, die verschiedenen
Elemente, aus welcher die Jugend von Sigmaringen gemengt sein soll, zu vereinigen,
denn an dem guten Willen dazu, es wäre Bosheit, dies leugnen zu wollen, hat es nicht
gemangelt.

Die Replik lies nicht lange auf sich warten. Schon am 24. August äußerte sich der
Angegriffene wiederum im Hohenzollerischen Wochenblatt und legt die Hindernisse
für eine zahlreichere Beteiligung an der Männerturngemeinde dar: Dass viele mit
mir ein Liedchen singen können von verletzter Eitelkeit Einzelner; von der überaus
bedächtigen Erwägung Anderer, dass die rot eingefasste Turnuniform, die grauen
Hüte und die schwarz-rot-goldene Farbe stark nach 1848 röchen und da und dort
Anstoß erregen könnten; von dem Zartgefühl Mancher, die es nicht über das Herz
bringen zu können glaubten, mit Handwerksgesellen in Reih' und Glied zu stehen
und in kameradschaftliche Verbindung zu treten. Dies alles habe zum Ausscheiden
eines großen Teils derjenigen geführt, die sich ursprünglich gemeldet hatten. Drei

61 StAS Dep. 1 T 3 Nr. 1697

62 So laut der Feschrift 1912 (wie Anm. 3) S. 11

63 Ein Exemplar des Hohenzollerischen Wochenblattes wird in der Fürstlichen Hofbibliothek
Sigmaringen verwahrt.

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