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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0082
Jürgen Treffeisen

Gründe führte der Schreiber hierfür an: 1. Persönliche Differenzen zwischen einzelnen
Turnern. 2. Bedenken, weil sich die Sigmaringer Turner zu deutlich in die
Tradition der 1848er Revolution stellten. 3. Standesdünkel. Turnen waren also nach
wie vor nicht losgelöst von der Politik möglich. Da sich einige der Turner, offensichtlich
die Mehrheit, stark in die Tradition der demokratischen Revolutionen einreihten
, fühlten sich andere brüskiert. Bei den letzteren dürfte es sich wohl vor allem
um Angehörige des 1849 gegründeten zweiten, konstitutionell-monarchisch gesinnten
Turnvereins gehandelt haben. Die Gräben zwischen diesen beiden Gruppen
waren also nicht zugeschüttet. Aber im Gegensatz zu früher kam es diesmal offensichtlich
nicht zur Gründung eines zweiten Vereins.

Der neue Verein verschrieb sich nicht nur dem Turnen, sondern auch dem Singen.
Man schaffte Turnliederbücher an und errichtete das Amt eines Singmeisters. Diese
Funktion übte Turnwart Ernst Dannegger aus. Damit war auch die Gründung eines
vierstimmigen Turngesangsvereins verbunden. An den regelmäßigen Versammlungstagen
der Turner sollte jedoch nur zweistimmig gesungen werden. Die Sänger übten
jeden Samstagabend im Gasthaus Hofbräuhaus.

Das Vereinslokal war das Gasthaus Sonne. Hier fanden im Winter im Großen Saal
jeden Sonntagnachmittag nach dem Gottesdienst die turnerischen Übungsstunden
statt. Im kleinen Saal der Sonne traf man sich wöchentlich um 19.00 Uhr zu den
ordentlichen Versammlungen. Nicht lange konnten solch kurze Versammlungsintervalle
durchgehalten werden.

1862/63 zählte man 56 aktive und 19 passive Mitglieder. An Einnahmen registrierte
man 81 Gulden 21 Kreuzer, an Ausgaben 60 Gulden 15 Kreuzer.

Der neue Verein hatte sich bewusst in die Tradition der Sigmaringer Turner von
1848/49 gestellt. Man wählte genau den gleichen Gründungstag (6. Juli 1862), übernahm
die alten Statuten praktisch unverändert, legte die konstituierende Sitzung in
das alte Vereinslokal und verwendete die alte Fahne, wenn auch in modifizierter
Form, weiter. Damit nahm man aber auch in Kauf, dass sich weitere turninteressierte
Sigmaringer nicht dem neuen Verein anschlössen. Von einem reinen Sportverein war
man noch fast ein Jahrhundert entfernt.

ANHANG

Der konstitutionell-monarchisch gesinnte Volksfreund berichtet in seiner Ausgabe
vom 18. September 1848 über die Fahnenweihe der Sigmaringer Turngemeinde
am 17. September 1848 (S. 326)64.

Gestern Sonntag fand dahier ein großartiges Turnerfest statt. Die einem schon von
weitem entgegengehende „rote Republik,, mochte einen Vorschmack geben von den
Reden, die gehalten werden würden, und wirklich hatten die Melodien, die gespielt
wurden, einen ziemlich roten Anstrich. Gegen 6 Redner traten, nachdem der Festzug

64 Die Rechtschreibung wurde hier sowie in den übrigen Quellen des Anhangs, ebenso in den
Zitaten im Text leicht modifiziert und dem heutigen Gebrauch angepasst.

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