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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0084
Jürgen Treffeisen

Es lohnt sich der Mühe, einige Spezialitäten der Tagesfeier zu berühren. Böllerschüsse
begrüßten die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne; schon gegen 9 Uhr
wogte es in den Straßen und viele mit deutschen Fahnen beflaggte und anders gezierte
Wagen kamen von allen Seiten der Stadt zugefahren. Unter diesen befanden sich auch
die Turner von Riedlingen, über 20 an der Zahl, und Deputationen der Turngemeinden
Buchau, Biberach, Meßkirch und Ravensburg. (Die Württemberger Turngemeinden
würden sich noch zahlreicher eingefunden haben, wenn nicht am gleichen Tage
ein solches Fest in Schussenried stattgefunden hätte, dem die benachbarten Gemeinden
sich anschließen mussten). Um 10 Uhr versammelten sich die Turner und die
zum Feste geladenen auswärtigen Gäste sowie auch die städtischen Bürgerkollegien,
unter dem Schmucke von 20 weiß gekleideten und mit den deutschen Farben gezierten
Jungfrauen auf dem Karlsplatz, von wo sich der große Zug sehr schön geordnet
unter dem Vortritt eines Musikchors nach dem Fest und Turnplatz bewegte. Dort
waren mindestens 2000 Menschen versammelt, welche ohne alle polizeiliche oder
andere besondere Aufsicht dem Feste in größter Ordnung und mit solcher Ruhe
anwohnten, dass kein einziges Wort der Redner verloren ging. Die sehr sinnig gezierte
und überhaupt geschmackvoll gebaute Tribüne betrat zuerst der Sprecher der hiesigen
Turngemeinde, J. Rhein, welcher in wenigen aber ansprechenden Worten die Turner
und die ganze Versammlung begrüßte. Hierauf führte der Turnwart eine der Jungfrauen
auf die Tribüne, welche die der Turngemeinde gewidmete schöne Fahne feierlich
übergab und diese Übergabe mit einer warmen aus der Tiefe des Herzens fließenden
und allgemein begeisternden Ansprache begleitete. Der Turnwart enthüllte endlich
die Fahne, stellte sie zu Händen des Fahnenträgers, und sprach die Versammlung
in einem längern sich passenden und allgemeines Interesse erregenden Vortrag an, worin
er insbesondere den Jungfrauen, welche der Turngemeinde dieses Geschenk unter
ernsten und inhaltsschweren Äußerungen gereicht hatten, Worte tiefgefühlten Dankes
ausdrückte. Die nachfolgenden Redner, Peroket, Sprecher der Turngemeinde Riedlingen
, Müller, Stadtrat und Vorstand des demokratischen Vereins von dort, Langer,
Sprecher der Turngemeinde in Biberach, und Advokat Würth von hier, als Vorstand
des demokratischen Vaterlandsvereines, wurden alle mit Aufmerksamkeit angehört,
und es fanden insbesondere die auswärtigen Sprecher den verdienten Beifall.

Zum Abschied begrüßte die Versammlung noch der Sprecher der hiesigen Turngemeinde
in einer längern, sehr dezidierten und auch beifällig aufgenommenen Rede,
worauf der Zug wohl geordnet wieder auf den Karlsplatz zurückkehrte, und da auseinander
ging, um nach genommenem Mittagsmahl sich beim Freiturnen auf dem
Turnplatze wieder einzufinden. Erglühten und begeisterten die Vormittags gehaltenen
partiotischen Reden die Zuhörer allgemein und in hohem Grade, so überraschten sie
nicht minder die trefflichen Turnübungen, wobei die hiesige Turngemeinde alle
Erwartungen übertroffen hat, da sie nach wenigen Monaten der Übung mit den
älteren Turnern glücklich konkurierte, und muss auch hier wieder der Tätigkeit und
Geschicklichkeit des Turnwartes, der den Unterricht der Turngemeinde mit der
größten Uneigennützigkeit besorgte, die verdiente Anerkennung gezollt werden.
Nachdem die Turner und die Gäste den Rest des Nachmittags und den Abend an verschiedenen
Orten und insbesondere auch in Strohdorf, in brüderlicher Eintracht und
in republikanischer Siegeshoffnungen zugebracht hatten, endete ein festlicher Turner-

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