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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0087
Die Sigmaringer Turner zur Mitte des 19. Jahrhunderts

Will sich nun der Turner dessen gänzlich entziehen, so blamiert er sich selbst, und
spielt das „Schach-Matt,, als Mann, der ein einiges großes Deutschland will.

Dritte Frage.

Auf welche Seite politischer Färbung soll sich der Turner stellen, demokratisch oder
entgegengesetzt?

Antwort.

Unstreitig auf die demokratische, welche die Seele des fortschreitenden Prinzips ist.

Verweis.

Liefert uns nicht schon die Geschichte unserer selbstgemachten Erfahrungen den
Beweis, wie sehr das Volk bis jetzt durch leere Versprechungen unter den hohlen konstitutionell
-monarchischen Formen angeführt und betrogen worden ist? Wie sind
denn die großartigen Erhebungen des deutschen Volkes gegen seine Unterdrücker in
der französischen Revolution belohnt worden? Der Kongress zu Aachen gewährte
ihm statt „Erleichterungen,, Verkümmerung seiner bürgerlichen Rechte. Das Recht,
das vorgeblich - von Fürst und Krone - wurde vergößert, das des schlichten Bürgers
verkleinert; ihre Stütze war die Bürokratie, die Beamtenwelt, die leider oft unnötig
aus dem Schweiße des Volkes schwelgt.

Hat nicht die Nationalversammlung einen konstitutionell-monarchischen Mathy,
wie der Bundestag selig seinen Metternich gefunden?

Das sind die volksbeglückenden Früchte der konstitutionell-monarchischen Herren
und Tendenzen, die Deutschland mit Schmach und Nachteil bedecken, wie zum
Beispiel der Mallmöer Waffenstillstand.

Freilich ist man gewöhnt, die Größe und Kraft eines Landes mit dem Nimbus
einer Krone, eines Thrones und eines goldenen Zepters zu umgeben, bedenkt aber
nicht, dass sich in dem Punkt von einigen 30 fürstlichen Familien das Elend vieler tausend
und tausend Familien spiegelt.

Glücklicher konstitutionell-monarchischer Zwitter, der den Hunger vergisst ob
dem gnädigen Lächeln eines vermeintlichen Hochgestellten!

Oder liegt es etwa in dem Willen eines Erbkaisers, von dessen bürgerfreundlichem
Sinne so rührende Fakta vorliegen, eine großartige Mediatisierung vorzunehmen?
Denn das wäre ja die wirkliche Brücke zur „Demokratie,, und der Kaiser wäre ihr
„Präsident!" -

Folglich ist dieses Verhüllen des fortschreitenden Prinzips in konstitutionell-monarchischer
Form eine Finte, eine Nichtanerkennung der Rechte des Volkes, welches
einer Klasse huldigt, die sich scheut, zu sagen: wir sind Aristokraten, aber auch nicht
den Mut hat, offen und frei dem Fortschritt zu huldigen.

Hiermit, indem wir Euch die Hauptpunkte, welche in politischer Beziehung das
Feld der Turnerei berühren, auseinander gesetzt haben, bemerken wir schließlich,
dass es Schade ist, durch derartige tadelnswerte Mißgriffe dem Zweck der eigentlichen
Turnerei hemmend entgegen treten zu wollen.

Zugleich dürft Ihr die Versicherung hinnehmen, dass Ihr, falls Ihr fortfahrt, in der
nämlichen Richtung der Demokratie entgegenzuwirken, weder die Achtung der wahren
Turner, noch der Partioten , noch Euren Nutzen bezwecken werdet. Zu diesem
Behufe senden wir Euch, Namens der hiesigen Turngemeinde, diese Mißbilligungs-
Adresse, und sind unter den schwierigsten Umständen dem noch kommenden Siege

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