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Barbara Guttmann, Ute Grau

Vertriebs der gewerblichen Produkte kam ebenso vor wie der Mann als Spitzen-
klöppler oder Handspinner"21.

Auch in Tailfinger Haushaltungen dürften Feldarbeit und Viehhaltung, Hausarbeit
und Kindererziehung sowie die Arbeit am Wirkstuhl je nach Erfordernis von Männern
und Frauen und auch von Kindern erledigt worden sein.

Eine weitere Veränderung von Frauen- und Männerarbeit brachte schließlich die
Industrialisierung mit ihren technischen Neuerungen. Mit dem Einzug von Maschinen
in der textilen Produktion übernahmen Männer deren Bedienung. „Die Einführung
komplizierter Arbeitsgeräte erhöhte den männlichen Arbeitsanteil. [...] Die
zunehmende Professionalisierung eines Bereichs bedingte eine Abnahme des Anteils
der Frauenarbeit"22. Dies verdeutlicht einmal mehr, dass nicht eine bestimmte Tätigkeit
„typisch weiblich" ist, sondern dass die Zuweisung - was ist „Frauenarbeit", was
ist „Männerarbeit" - jeweils von konkreten ökonomischen Bedingungen abhängig ist,
die regional durchaus unterschiedlich sein können23.

3. VOM HAUSGEWERBE ZUR MANUFAKTUR

Der Durchbruch der Tailfinger Trikotagenindustrie begann mit Einführung des
Rundwirkstuhls. Erzeugten die Strumpfwirkstühle zunächst ein Flächengewebe,
entwickelte Decroix 1798 in Frankreich einen Rundwirkstuhl, der eine in sich
geschlossene Endlosproduktion ermöglichte. Bis dieser Rundwirkstuhl seinen Weg
auf die Schwäbische Alb fand, sollten jedoch noch einige Jahre vergehen. Erst 1836
brachte Johannes Mauthe aus Möns in Belgien einen solchen Wirkstuhl mit nach
Ebingen, den er technisch verbesserte und in mehreren Exemplaren nachbaute.
Johannes Gonser brachte schließlich Ende der 1850er Jahre den ersten Rundstuhl
nach Tailfingen. Ihm folgten Martin Conzelmann, der 1860 seinen ersten Rundstuhl
anschaffte, und Johannes Conzelmann „zur Rose", der nach seinen Wanderjahren als
Monteur in der Stuttgarter Fabrik von Fouquet und Terrot 1869 mit einem Rundstuhl
in Tailfingen die Produktion aufnahm24.

21 Medick ( wie Anm. 14), S. 134f.

22 Petra Rentschler: Lohnarbeit und Familienökonomie. Zur Frauenarbeit im Zeitalter der
Französischen Revolution. In: Sklavin oder Bürgerin. Französische Revolution und Neue
Weiblichkeit 1760-1830. Hg. v. Viktoria Schmidt-Linsenhoff (Ausstellungskatalog). Frankfurt
1989, S. 229.

23 Welche Arbeiten von Männern, welche von Frauen verrichtet wurden, unterlag im Verlauf
der Geschichte der Textilverarbeitung immer wieder Veränderungen. Die Mechanisierung führte
meist zur Übernahme einer Arbeit durch Männer. Im Mittelatler wurde z. B. in Deutschland
das Spinnen nur von Frauen betrieben. Mit Einführung des großen holländischen Spinnrads
im 16. Jh. wurde dieses auch von Männern betrieben. Auch die Einführung der Spinnmaschinen
führte im größerem Umfang zu Männerarbeit und mit Einführung der schweren Webstühle
wurde die Tuchmacherei Männerarbeit. In der zünftigenTuchmacherei des 15./16. Jh.
fanden sich keine Frauen mehr, auch nicht an leichten Webstühlen. Rudolf Martin: Die Ausschließung
der verheirateten Frau aus der Fabrik. Eine Studie aus der Textilindustrie. Teil I und
II. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 1896, H. 1, S. 108.

24 Bergmann (wie Anm. 7), S. 7ff.

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