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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0099
Frauenarbeit in der Industrialisierungsphase

Es waren in jenen Jahren nur ganz wenige, die die ca. 250 Gulden für den Kauf
eines Rundstuhls aufbringen konnten. Oft wurde er von einem Verleger erworben
und nach und nach „abverdient". Es handelte sich hier also zunächst um keine selbständigen
„Unternehmer", vielmehr arbeitete man im Lohn für auswärtige Firmen in
Balingen, Ebingen oder Hechingen. Der Fabrikant lieferte das Garn, Faden, Nadeln
und Ol musste der Wirker bezahlen.

Produzierten bis Ende der 1860er Jahre nur ganz wenige Tailfinger an Rundstühlen
vornehmlich Herrenunterhosen und Damenunterröcke, erhöhte sich ihre Zahl
nach dem Krieg 1870/71 kontinuierlich. Der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung
und der entstehende Massenbedarf an Trikotagen ließ dieses Gewerbe für immer
mehr Albbewohner einträglich erscheinen. 1876 wurden in Tailfingen 24 selbständige
Trikotwirker gezählt, die meist je einen Rundstuhl betrieben. Johannes Gonser,
Martin Conzelmann, Johannes Conzelmann „zur Rose" sowie der seit 1872 produzierende
Christian Schöller betrieben inzwischen mit ihren Familien jeweils mehrere
Rundstühle.

Die Mehrheit der Tailfinger Hausgewerbetreibenden ging in dieser Zeit jedoch
noch der Strumpfwirkerei auf dem alten Handkulierstuhl oder anderen Textilgewerben
nach. 1876 waren neben den 24 Trikotwirkern 116 Strumpfwirker, 34 Baumwollweber
, 24 Corsett- und 9 Leinenweber sowie ein Sticker am Ort tätig25.

Vier Jahre später hatte sich die Zahl der Trikotweber schon mehr als verdoppelt.
Nun betrieben 53 Weber zusammen ca. 180 Rundstühle26. Das alte Strumpfwirkergewerbe
auf dem Flachstuhl verschwand im Lauf der 1880er Jahre nahezu und nur
weitere fünfzehn Jahre später standen bereits 604 Rundstühle am Ort. Insgesamt
arbeiteten 1895 1.023 Personen in der Trikotherstellung, davon 325 in Heimarbeit27.

25 Ebd., S. 11.

26 Ebd., S. llf .

27 Otto Reinhard: Die württembergische Trikot-Industrie mit spezieller Berücksichtigung
der Heimarbeit in den Bezirken Stuttgart (Stadt und Land) und Balingen. Leipzig 1899
(Diss. Univ. Heidelberg), S. 23.

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