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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0107
Frauenarbeit in der Industrialisierungsphase

gehörte eher zu den „armen Schluckern". Zu diesem Schluss kommen wir jedenfalls,
wenn wir einen Blick auf die bei der Verheiratung erstellten Beibringens-Inventare
werfen, in denen festgehalten wurde, was jeweils der Mann und die Frau an Geldwerten
, beweglichen und festen Gütern in die Ehe einbrachten.

9. ZUR PROBLEMATIK VON INVENTUREN ALS INDUSTRIEGESCHICHTLICHE
QUELLE

Für die vorliegende Studie konnte exemplarisch auf die quantitative Auswertung von
insgesamt 303 Inventuren zurückgegriffen werden. Berücksichtigt wurden die Beibringens
-Inventare der Paare, die in Tailfingen zwischen 1880 und 1899 die Ehe
schlössen und bei denen der Ehemann einem Gewerbe in der Textilherstellung nachging58
. Erhoben wurden neben dem Beruf des Ehemanns, die Berufe der Väter der
Eheleute, der rechtliche Status der Ehefrau - Angaben zum Beruf der Ehefrau werden
in den Inventuren nicht gemacht - sowie das von den Eheleuten jeweils in die Ehe
eingebrachte Gesamtvermögen. Hieraus lassen sich Rückschlüsse hinsichtlich der
Höhe des Gesamtvermögens eines Paares zum Zeitpunkt der Eheschließung sowie
zur Höhe des jeweils vom Ehemann und der Ehefrau beigebrachten Vermögens ziehen
. Der betrachtete Zeitraum von nur zwanzig Jahren sowie die Eingrenzung auf
eine Personengruppe bewirken jedoch, dass die Aussagekraft dieser Inventuren nicht
voll zur Geltung kommt59. Detailliertere Aussagen zum Wandel von Frauenleben in
der vorindustriellen sowie beginnenden industriellen Phase (ca. 1848-1899) könnte
aber möglicherweise eine qualitative Auswertung dieser Quellengruppe erbringen,
die jedoch im Rahmen dieser ersten kleinen Studie nicht möglich war.

Deutlich wird anhand der Inventuren, in welch ärmlichen Verhältnissen die meisten
Tailfinger noch am Ende des 19. Jahrhunderts lebten. In der Mehrzahl aller ausgewerteten
Fälle lag das bei der Eheschließung zur Verfügung stehende Kapital zwischen
500 und 2.000 Mark. Der Gesamtbesitz des jeweils reichsten der im Lauf eines
Jahres getrauten Paare bewegte sich von 1880 bis 1899 zwischen rund 2.000 und
knapp 20.000 Mark. Eine kontinuierliche Steigerung der Vermögen ist im Verlauf dieser
20 Jahre nicht zu verzeichnen. 1881 brachte es z. B. das reichste Paar auf 12.597
Mark, 1885 besaß das „reichste" getraute Paar nur ein Vermögen von 2.082 Mark. Der
absolute Spitzenwert wurde 1895 mit rund 19.500 Mark erreicht. In diesem Fall gab
der Bräutigam als Berufsbezeichnung „Trikotfabrikant" an. Zum Zeitpunkt der Ehe-

58 Doris Muth danken wir für die exemplarische quantitative Auswertung der im Stadtarchiv
Albstadt überlieferten Tailfinger Inventuren für die Jahre 1880 bis 1899. Die Ergebnisse dieser
Auswertung werden hier im Folgenden zusammengefasst und eingeordnet.

59 Zur Bedeutung der Inventuren und Teilungen als Quellengattung für die Industrialisierungsgeschichte
s. Peter Thaddäus Lang: Quellen zur Industrialisierung im kommunalen
Archiv. In: Landesgeschichtliche und quellenkundliche Aspekte zur Industrialisierung. Hrsg.
von Nicole Bickhoff und Bernhart Rüth. Vorträge eines archivfachlichen Kolloquiums im
Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg am 7. Oktober 2000 in Schramberg. Stuttgart
2002, S. 59-71.

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