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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0110
Barbara Guttmann, Ute Grau

unbeschränkte Verwaltungs- und Veräußerungsrecht am gemeinschaftlichen Vermögen
. Die Pflegschaft für die Kinder trat ihr Schwager Jakob Blickle an. An seine
Zustimmung war sie jedoch nur im Falle von Liegenschaftsveräußerungen gebunden.
Das Vermögen, das zum Zeitpunkt der Eheschließung etwas über 700 Gulden betragen
hatte, war nun auf ca. 30.000 Mark angewachsen65.

„Mit großer Energie und Umsicht ging diese Frau an die ihr gestellten Aufgaben
heran"66, heißt es in der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum der Firma. Salome
Blickle stellte den Familienbetrieb auf ganz neue Beine, sie führte sozusagen eine
zweite Gründung durch. Bisher hatte Balthas Blickle als „Faktor" oder Zwischenmeister
im Lohn für einen auswärtigen Unternehmer produziert. Die Witwe gelangte
bald nach dem Tod ihres Mannes jedoch zur Einsicht, dass ihr Betrieb als reiner
Lohnbetrieb immer vom fremden Auftraggeber abhängig und in seiner Entwicklung
gehemmt sein würde. Sie wagte daher einen mutigen Schritt und schuf aus einem
abhängigen, am freien Markt nicht in Erscheinung tretenden Lohnbetrieb eine unabhängige
Firma, die sie im Februar 1887 als „Balth. Blickle's Ww." ins Handelsregister
eintragen ließ. Man betrieb nun Ein- und Verkauf selbständig, die Fabrikation wurde
von Damenunterröcken auf Herren-Unterhosen, Damenhosen, Kinderanzüge, Herren
- und Damenjacken sowie Hemden ausgedehnt. Die verarbeiteten Garne, Vigogne
- bzw. Imitatgarne, kamen aus den sächsischen Spinnereien Werdau und Crimit-
schau. Die Belegschaft umfasste inzwischen 30 Arbeiter und Arbeiterinnen.

Salome Blickles Firma überstand auch die schlechten Geschäftsjahre 1889 bis 1892
relativ gut und konnte ab 1893 weitere Erfolge verbuchen. Das in der Bilanz zum 31.
Dezember 1886 ausgewiesene Vermögen von knapp 20.000 Mark war zehn Jahre später
auf fast 86.000 Mark angewachsen und erreichte zum Jahresende 1899 über
107.000 Mark67.

1896 wagte die Unternehmerin einen weiteren wichtigen Schritt in der Entwicklung
der Firma. Die Räumlichkeiten an der Hechinger Straße 70 waren inzwischen
angesichts der steigenden Produktion zu klein geworden und so wurde mit dem
ersten Bauabschnitt des neuen Werks an der gegenüberliegenden Hechinger Straße 43
begonnen.

Unter Salome Blickle hatte sich aus einem Kleinbetrieb eine gut fundierte Firma
entwickelt, die sie zum 1. Januar 1900 an ihre vom Militärdienst zurückgekehrten
Söhne Hans und Rudolf Blickle übergab. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch Dampfantrieb
eingeführt. Der Neubau der Fabrik Ecke Hechinger- /Sedanstraße war 1909
fertiggestellt.

Wie gut eingeführt das Unternehmen war, das die Söhne übernahmen, zeigt auch der
weitere Geschäftsverlauf. Rudolf Blickles Vermögensanteil in der Firma, der bei der
Übernahme 2.000 Mark betragen hatte, war bis Ende 1913 auf fast 472.000 Mark

65 Stadtarchiv Albstadt, Tailfingen, Inventuren und Teilungen, Nr. 2496, Eventualteilungs-
Urkunde.

66 Festschrift anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Firma Balth. Blickle's Witwe. Spinnerei
und Trikotwarenfabriken Tailfingen-Württemberg Tailfingen 1951.

67 Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg Y 019, Fa. Balth. Blickle's Wwe., Bilanzbuch.

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