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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0134
Franz-Severin Gäßler

der Einmündung der Schwabstraße in die Fürst-Wilhelm-Straße Stimmen zu hören,
die das abgeräumte Areal unbebaut lassen wollten, um von weitem schon freien Blick
auf die Schloßanlage zu haben5. Zweifellos wirken Schloß und Kirche als Blickfang.
Doch ist es gerechtfertigt, deshalb die Stadt als soziales, funktionales und insbesondere
gestalterisches Gefüge aus den Augen zu verlieren, zu ignorieren, wo seit Jahrhunderten
die Straßen verlaufen, wie diese gerichtet sind und welche Wertigkeit sie im
Stadtgefüge besitzen, welche Gestalt und Maßstäblichkeit, Farbigkeit und Ausrichtung
die Gebäude aufweisen und welchen Charakter die Straßenräume vermitteln?
Und dann sind wiederum Stimmen zu vernehmen, die - obwohl Sigmaringen keinerlei
Kriegsschäden zu verzeichnen hatte - hier nach der Altstadt fragen, weil sie das
eigentümliche einer Altstadt mit einer entsprechenden Größe vermissen6. Gleichwohl
wurde bislang die Genese von Schloß und Stadt noch nie im Zusammenhang
beleuchtet. Die gegenseitigen Abhängigkeiten beider voneinander, von Herrschaft
und Bürgern, dürfte sich jedoch auch in der städtebaulichen Gestalt widerspiegeln7.
Den seit 1823 verbliebenen Rest der Altstadt, der entscheidend vom westlichen Teil
der Fürst-Wilhelm-Straße geprägt wird, in seiner als Altstadt erkennbaren und von
den Erweiterungsgebieten des 19. und 20. Jahrhunderts deutlich abgrenzbaren
Gestalt zu erhalten, wäre daher zumindest der Diskussion wert. So sind vor allem die
städtebauliche Lage, die Architektur des vorhandenen Gebäudes und insbesondere
der Architekt, der dieses Gebäude gestaltete, wert, eingehender betrachtet zu werden.

Im Frühjahr 1935 ließ sich der Sigmaringer Geschäftsmann Emil Kleiner (1895-
1974) vom Architekten Friedrich Imbery sein neues Wohn- und Geschäftshaus entwerfen8
. Emil Kleiner stammte aus Überlingen, absolvierte dort nach der Realschule

5 Vgl. das Zitat „Das wäre halt eine feine Sache fürs Stadtbild, wenn da nichts hin käme". In:
Schwäbische Zeitung vom 25.3.2003, Nr. 70/Sigmaringen und ebenda vom 6.8.2003, Nr.
179/Sigmaringen die Aussage des Bürgermeisters „So hätte der Rathausplatz nach dem Abriß
vom Stehle-Haus sicherlich großzügiger gestaltet werden können, fehlende Finanzmittel hätten
dies jedoch nicht zugelassen".

6 Schwäbische Zeitung vom 21.8.2003, Nr. 192/Sigmaringen den Artikel „Wo bitte geht's zur
Innenstadt".

7 Die These bedürfte einer eigenen Ausarbeitung und kann hier nicht weiter verfolgt werden.
Für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, als das Fürstenhaus den heutigen Wilhelmsbau
durchgreifend modernisierte und mit einem Flachdach versah und gleichzeitig gravierend in die
gestalterische Entwicklung der Stadt eingriff und Sigmaringen in jener Epoche das heute noch
ablesbare Gesicht einer Landeshauptstadt gab, sei verwiesen auf Franz-Severin GÄßLER:
Carlsplatz und Carlsstraße in Sigmaringen. Stadterweiterungen in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts
. Teil I, in ZHG 29/1993, S. 165-197, Teil II, in ZHG 30/31 1994/95, S. 283-360. Die
gegenseitige Abhängigkeit läßt sich auch bei der Errichtung der Denkmale für die Fürsten Karl,
Karl-Anton, Leopold sowie der Fürstin Josefine aufzeigen, die in den Jahren 1869 bis 1910
errichtet wurden. Vgl. Franz-Severin GäKler: Der Sigmaringer Leopoldplatz - Notizen zu
seiner Geschichte, Gestalt und Funktion. Teil 2, Die Zeit unter preußischer Souveränität bis
zum Ende der Monarchie. In: HH, 48,1998, S. 22-28, bes. S. 28.

8 Die Baugenehmigungspläne sind datiert vom 11.4.1935 und mit Sichtvermerk des Staatshochbaubeamten
der Preuß. Regierung vom 22.5.1935 versehen; frdl. Auskunft von Herrn
David Stehle, Bauordnungsamt der Stadt Sigmaringen.

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