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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0142
Franz-Severin Gäßler

zehnt verging, in dem ihm nur wenig umzusetzen gelang34. Der Zweite Weltkrieg
nahm dem dann 50-jährigen ein Jahrzehnt reifer Schaffenskunst. Vereinzelt entstanden
ab 1947 wieder Villen und Einfamilienhäuser für Beuron, Diepoldshofen, Meßkirch
und Sigmaringen. Die Folgen der Währungsreform bescherten Imbery zahlreiche
Aufträge. Von den bis 1958 entstandenen Wohnhäusern in Sigmaringen, die vielfach
die für jene Zeit typische Leichtigkeit widerspiegeln, gehören etliche wiederum
zweifellos zu den besten Werken des 20. Jahrhunderts in dieser Stadt. Mit seinen
Wettbewerbsbeiträgen für Friedrichshafen, Weingarten und Sigmaringen konnte er
nochmals Erfolge erreichen und seine Qualität und seinen Stil präsentieren, der landschaftsgebunden
, am Menschen und den menschlichen Sinnen ausgerichtet und damit
zutiefst human und seit Mitte der zwanziger Jahre bis Ende der vierziger Jahre stark
von der Architektur Paul Schmitthenners beeinflußt war35. Der Wandel in der Architekturauffassung
bescherte jedoch den jüngeren Kollegen die Aufträge.

Die kraftvolle und von Klarheit geprägte Architektur Imberys spiegelt seine Persönlichkeit
wider, die selbstbewusst, eher wortkarg, voller Konzentration auf die
Arbeit und mit tiefer Stimme den Kindern der Nachbarschaft Ehrfurcht und Autorität
einflößte und jenen Spruch ins Gedächtnis prägte, den der Besucher in Imberys
Büro an der Wand erblicken konnte: „Tritt fest auf, tu's Maul auf, hör bald auf"36.

Das ehemalige Kaufhaus Kleiner ist mit seiner überlieferten Gestalt das einzige
noch erhaltene Werk der ehemals von Imbery ausgeführten Geschäftsbauten in Sigmaringen
. Mit seiner gelungenen Gestalt ist es für diese Stadt und insbesondere die
Altstadt wichtiges Dokument der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts und zugleich gutes
Beispiel für innovative Technik und städtebaulich integriertes Bauen. Der städtebauliche
Kontext des Ortes, die Altstadt mit ihrer prägnanten Gestalt wird bewahrt,
ohne auf zeitgemäße Funktion und Konstruktion, auf zeittypische Formen der einzelnen
Elemente oder Materialien zu verzichten. Die stützenfrei ausgebildete Schaufensterzone
gehört zudem mit zu den besten, die Sigmaringen aus der Zeit des 20.
Jahrhunderts besitzt. Städtebauliche Lage und Architektur des Gebäudes zeigen aber
auch, daß sich die Erfahrbarkeit und der Reichtum dieser Stadt nicht in Blickbeziehungen
auf das Schloß erschöpft, sondern gerade von der Ablesbarkeit der geschichtlichen
Epochen, deren jeweiligen gestalterischen Ausprägung entsprechend der technischen
Möglichkeiten und des Zeitgeistes sowie den mit diesen Epochen verbundenen
Personen lebt.

34 In jener Zeit entstand in Solingen das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs an
der Außenwand der kath. St. Clemens Kirche: schlichte dreiteilige und in expressionistischen
Formen gehaltene Steintafeln.

35 Zum Wettbewerb Volksschule Sigmaringen, bei dem Imbery zwar den 3. Preis und einen
Ankauf erreichte, jedoch ausgeschieden war, da er zwei Arbeiten eingereicht hatte, vgl. StAS,
Dep. 1, Bd. 12, Nr. 604. Zum Wettbewerb um die Erweiterung des Sigmaringer Gymnasiums,
bei dem Imbery einen L Ankauf erreichte, hinter den Architekten Salver/Stuttgart, Breitling
/Tübingen und Selig/Hechingen und noch vor den beiden Stuttgarter Architekten Hahn
und Prof. Liedecke; vgl. Schwäbische Zeitung 12, Nr. 278 vom 31.11.1956.

36 Freundliche Mitteilung von Frau Christi Roitzsch, geb. Wagner, aus München, ehemals
Nachbarin von Imbery, vom 19.1.2004.

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