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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0229
Neues Schrifttum

Thomas A. Brady (Hg.): Die deutsche Reformation zwischen Spätmittelalter und
Früher Neuzeit. München: Oldenbourg 2001. XXI, 258 S. (Schriften des Historischen
Kollegs, Kolloquien 50).

Das Impressum erläutert, was es mit dem „Historischen Kolleg" auf sich hat: Es „fördert
im Bereich der historisch orientierten Wissenschaften Gelehrte, die sich durch
herausragende Leistungen in Forschung und Lehre ausgewiesen haben. Es vergibt zu
diesem Zweck jährlich bis zu drei Forschungsstipendien ... Thomas A. Brady war ...
Stipendiat des Historischen Kollegs im Kollegjahr 1998/99. Den Obliegenheiten der
Stipendiaten gemäß hat Thomas A. Brady aus seinem Arbeitsbereich ein Kolloquium
... gehalten. Die Ergebnisse sind in diesem Band veröffentlicht."

Es geht in dem Sammelband darum, die Diskussion um die Epochengrenze zwischen
Mittelalter und Neuzeit weiter voran zu bringen, die seit den 1960-er Jahren
entstand, weil man mehr und mehr feststellte, dass einerseits viel Mittelalterliches bis
weit in die Neuzeit hineinreicht und andererseits viel Neuzeitliches bereits im Mittelalter
vorhanden ist. So setzte sich beispielsweise Erich Hassinger bereits 1958 über die
konventionelle Epochengrenze hinweg, indem er den Zeitraum von 1300 bis 1600
unter dem Titel „Das Werden des neuzeitlichen Europa" erfasste.

Mit den neun Referenten lässt Hrsg. geballte Fachkompetenz aufmarschieren: Das
beginnt bereits mit dem einleitenden Beitrag des mittlerweile verstorbenen Heiko A.
Oberman, den man mit Fug und Recht zu den größten Luther-Kennern des 20. Jahrhunderts
rechnen kann. Er wendet sich gegen die auch heute noch von protestantischen
Historikern vielfach vertretene Auffassung, das 15. Jahrhundert habe nur der
Vorbereitung des Reformationsgeschehens gedient - es habe gewissermaßen wie eine
Braut auf den Bräutigam gewartet, der dann in der Gestalt Luthers erschien. Oberman
macht dies fest an Erscheinungen wie Konziliarismus, Devotio Moderna und
Bettelorden („The Long Fifteenth Century: In Search of its Profile").

Während Obermans Beitrag sich unmittelbar auf die Epochen-Diskussion bezieht,
ist dies bei den folgenden Aufsätzen in vielfachen Abstufungen eher indirekt der Fall:
So beschreibt Emst Schubert den langen und vielgestaltigen Weg vom individuelle
Gegebenheiten regelnden, fürstlichen Gebot bis zur Landesordnung - eine Entwicklung
, bei der die Herausbildung von Kanzlei und Territorialisierung genau so eine
Rolle spielen wie das Aufkommen des Papiers und der Buchdruckerkunst („Vom
Gebot zur Landesordnung. Der Wandel fürstlicher Herrschaft vom 15. zum 16. Jahrhundert
"). - Anhand der Berichte des kursächsischen Gesandten beim Reichsregiment
Hans von Planitz zeigt Manfred Schulze auf, dass die Entscheidung für Luther
zunächst nicht nur politische Vorteile brachte, sondern auch mit weit reichenden,
politischen Gefahren und Risiken verbunden war - bei der Entscheidung für Luther
dürfte somit neben politischem Kalkül durchaus auch genuine Glaubensüberzeugung
im Spiel gewesen sein („Zwischen Furcht und Hoffnung. Berichte zur Reformation
aus dem Reichsregiment"). - Berndt Hamm hebt auf die sozialen Grundwerte
des städtischen Bereichs ab, mithin auf den Leitwert des .Gemeinen Nutzens', der
als Mittel zur Konfliktvermeidung und -behebung von allen städtischen Sozialschichten
akzeptiert wurde. Eintracht und Versöhnlichkeit waren demnach gefragt -
Werte, die beim Aufkommen unterschiedlicher, religiöser Vorstellungen gefährdet

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