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Neues Schrifttum

zu analysieren. Deutlich wird herausgearbeitet, wie die geistlichen Stände auf politische
und militärische Zwänge reagierten, sich Bündnissen anschlössen und dennoch
ein Eigenleben bewahren konnten. Die stilistisch gut geschriebene Arbeit erweitert
unsere Kenntnisse über die Geschichte des deutschen Südwestens am Vorabend des
Dreißigjährigen Krieges wesentlich. Fast überflüssig zu sagen, dass der Band durch
ein Personen- und Ortsregister erschlossen wird.

Balingen Andreas Zekorn

Mark Häberlein (Hg.): Devianz, Widerstand und Herrschaftspraxis in der Vormoderne
. Studien zu Konflikten im südwestdeutschen Raum (15.-18. Jahrhundert)
(Konflikte und Kultur - Historische Perspektiven). Konstanz: uvk Universitätsverlag
Konstanz 1999. 354 S.

Zwei in der deutschen Historiographie üblicherweise getrennte Forschungsfelder, die
wohl etablierte Widerstandsforschung einerseits, die in den 80er Jahren aufgekommene
Kriminalitätsgeschichte andererseits, zusammenzuschauen, ist das erklärte Ziel
des vorliegenden Sammelbandes. Angestrebt wird, wie der Herausgeber Mark
Häberlein ausführt, Potential und Methodenvielfalt der in verschiedenen Forschungstraditionen
beheimateten Ansätze fruchtbar zu machen und in dem Forschungsfeld
„Konfliktforschung" zu bündeln.

In vier Abteilung untergliedert, präsentiert der vorliegenden Band exemplarische
Fallstudien aus dem durch hohe Konflikthäufigkeit und -dauer charakterisierten südwestdeutschen
Raum, die die Fruchtbarkeit des ambitionierten Forschungsvorhabens
eindrucksvoll unterstreichen. Unter der Überschrift Delinquenz und Herrschaftspraxis
zusammenfaßt, beleuchten die ersten drei Beiträge unterschiedliche Aspekte von
Delinquenz: Katharina Simon-Muscheid untersucht die Kommunikationsstrategien
von Zeugen und Angeklagten vor Gericht, wobei sie die herausragende Bedeutung
vertikaler und horizontaler Loyalitätsbeziehungen für die Aussagebereitschaft und
damit den Prozeß verlauf betont und Schweigen, aber auch Mimik und Gestik, ansonsten
gerne übersehen, als Kommunikationsmodi deutet und breit würdigt. Monika
Spicker-Beck zeigt am Beispiel von Mordbrennerakten des 16. Jahrhunderts die
Schwierigkeit der Interpretation von Gerichtsquellen auf, die keineswegs immun sind
gegenüber der Wirklichkeitskonstruktionen der Zeitgenossen, gleichwohl eine Fülle
von Informationen über die (angeblichen) Delinquenten beinhalten und damit zu den
„Ego-Dokumenten" gerechnet werden können. 122 Gauner und Diebeslisten zwischen
dem ausgehenden 17. und dem frühen 19. Jahrhundert stehen im Zentrum der
Untersuchungen von Eva Wiebel und Andreas Blauert. Weniger der Fahndung denn
der Identifizierung verhafteter Krimineller dienend, enthalten die Listen ihren vielfältige
Detailinformationen über Herkunft, Alter und Geschlecht, Mobilität und
Arbeitsweisen vagierender Unterschichten und erlauben damit eine partielle Neubewertung
des Gauner- und Vagantenmilieus.

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