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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0236
Neues Schrifttum

„Innergemeindliche Konflikte" in Landgemeinden und Kleinstädten sind das Thema
der zweiten Abteilung. Sabine Ulimann untersucht Ressourcekonflikte zwischen
christlichen und jüdischen Bewohnern in Dörfern der ostschwäbischen Markgrafschaft
Burgau. Die politische Struktur des Untersuchungsraumes, wo in den meisten
Fällen Landes- und Ortsherrschaft nicht identisch waren, eröffnete den Judengemeinden
strategische Handlungsvorteile, die auch gezielt genutzt wurden. Gleichwohl
weichen die untersuchten Konflikte strukturell nicht von vergleichbaren dörflichen
Auseinandersetzungen ab; antijüdische Vorturteile finden sich lediglich in den
Suppliken. In den Frevel- und Stadtprotokollen der baden-durlachischen Amtsstadt
Emmendingen überlieferte Ehrverletzungen werden im Beitrag von Monika
Schmolz-Häberlein einer sorgfältigen Analyse unterzogen. Uberdurchschnittlich
häufig von jungen Männern und Neubürgern begangen, erweisen sich die Ehrhändel
häufig als codierte Form der Auseinandersetzung um materielle Güter und generell
als Mittel, die sozialen Positionen nach den demographischen und sozio-ökonomi-
schen Umbrüchen des Dreißigjährigen Krieges neu auszuhandeln. Über Frevelgerichtsprotokolle
rekonstruiert Andre Holenstein Ordnungsdiskurse des 18. Jahrhunderts
in einem Kleinterritorium, der Markgrafschaft Baden-Durlach. Um die Bereiche
Nachbarschaft und Ressourcennutzung zentriert, verweisen die vor den Frevelgerichten
anhängig gemachten Klagen auf funktionale Defizite der traditionellen
kommunalen Ordnung. Streitigkeiten wurden daher im Grundkonsens der Konfliktparteien
der Obrigkeit zur Entscheidungsfindung überantwortet, die eben dadurch
die Chance zum Ausbau der herrschaftlichen Kompetenzen erhielt.

Implizit leitet der Beitrag von Holenstein über zur dem dritten thematischen
Bereich des Sammelbandes, der Verbindungen und Interferenzen zwischen „innergemeindlichen
Konflikten und Herrschaftskonflikten" thematisiert. Den Paradoxien
erfolgreichen bäuerlichen Widerstands widmet sich der Beitrag von Dorothee Rippmann
: Der erfolgreiche bäuerliche Widerstand gegen die Versuche mindermächtiger
lokaler Obrigkeiten, ihre Herrschaft zu intensivieren, begünstigte das Vordringen der
Stadt Basel, die sich in den herrschaftlich destabilisierten Konflikträumen festsetzte -
ein Sachverhalt, der langfristig die Chancen der Bauern, ihren Widerstand auch
gegenüber der „neuen", ungleich potenteren Obrigkeit durchhalten zu können, entscheidend
minderte. Anhand von Stadtunruhen im elsässischen Mühlhausen (1587),
der, als Machtkampf innerhalb der städtischen Oberschicht beginnend, mit der militärischen
Intervention der Eidgenossen endete, zeigt Thomas Lau die Bedeutung
institutionalisierter Konfliktregulierungsmechanismen auf: Denn die militärische
Intervention der Eidgenossenschaft erfolgte aus Mangel an alternativen Handlungsmöglichkeiten
, nachdem ihre weitgehend auf informellen Kontakten und personellen
Netzwerken beruhenden Konfliktregulierungsmöglichkeiten versagt hatten. An der
Schnittstelle von bäuerlicher Widerstandsforschung, Hexenforschung und Kriminalitätsgeschichte
angesiedelt, untersucht der Beitrag Martin Züms die Bündnisstrategien
widerständiger Bauern, die in ihrer Auseinandersetzung mit lokalen Herrschaftsträgern
die Konkurrenz der Landesherren, Habsburg und Waldburg, gezielt zu nutzen
suchten. Akzentuiert werden dabei die Bedeutung lehensrechtlicher und klientelärer
Beziehungen sowie die Instrumentalisierung von Hexenprozessen. Die herausragende
Bedeutung von Herrschaftswissen betont Michaela Hohkamp in ihrer Untersu-

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