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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0245
Neues Schrifttum

Zustimmung zugestanden wird. Das Buch beschränkt sich auf die Wiedergabe der
Abstimmungskämpfe, soweit sie der lokalen Presse zu entnehmen sind. Dabei werden
ihre Formen und Methoden sowie die öffentlich vorgetragenen Argumente deutlich,
ebenso das begrenzte argumentative Repertoire beider Seiten. Greifbar wird auch die
ungeheure Emotionalität der Auseinandersetzungen, die sich im Vergleich von Leo
Wohleb mit Adolf Hitler (!) entlädt. Gegenseitige Vorwürfe wie „Quisling" (!) zu sein
und „Postenjägerei" fallen. Dies wird pointiert kommentiert, ebenso die Redundanz
mancher öffentlichen Politikeraussage. Präzise wird die Haltung der Publikationsorgane
im Meinungsstreit beschrieben. Im Dunkeln bleiben aber die persönlichen,
sozialen und mentalitätsgeprägten Grenzlinien, die innerhalb der Konstanzer CDU
die Gegner besonders tief voneinander trennen. Das Buch schildert schließlich auch
die weitere Entwicklung der Stadt Konstanz im neuen Bundesland. Dasselbe tut ein
Aufsatz von Lothar Burchardt (Konstanz. In: Paul-Ludwig Weinacht (Hrsg.): Die
badischen Regionen am Rhein. 50 Jahre Baden in Baden-Württemberg - Eine Bilanz.
Baden-Baden 2002, S. 296 - 307). Der Vergleich zeigt noch einmal, wie laienhaft die
Autoren vorgehen. Ein Beispiel: Burchardt kann nachweisen, dass die politische Führung
und die Verwaltung des Landes Baden-Württemberg zum Nutzen der Stadt
Konstanz wesentlich früher als die städtischen Gremien und Organe in den 60-er und
70-er Jahren das notwendige Umsteuern in der Umweltpolitik der Bodenseeregion
begriffen haben - davon ist bei Crivellari und Oelze nicht einmal ein Hauch zu spüren
. Tourismusförderung durch bessere Verkehrsanbindung über neue Autobahnen,
die Universitätsgründung und die schlichte Höhe der allgemeinen Fördermittel
begrenzen ihren Horizont bezüglich Strukturpolitik.

Auf der anderen Seite wird durch dieses Buch klar, welch hochinteressantes Betätigungsfeld
die Fallstudie Konstanz bietet. Immer wieder leuchten in der Darstellung
Felder auf, die jeden interessieren müssen, der sich mit der Geschichte des Südweststaats
beschäftigt: Etwa die seit Parteigründung bestehende Distanz zwischen Konstanzer
und Freiburger CDU, die Rivalitäten zwischen „Oberland" und „See", die
Entzweiung der Konstanzer Honoratiorenschaft in der Südweststaat-Frage, der Streit
innerhalb der Konstanzer Gewerkschafter bezüglich der Unterstützung der Stuttgarter
DGB-Zentrale für die Südweststaatsbewegung, die besonderen Erfolge traditionell
orientierter katholischer Parteibildung in Konstanz, die sehr skeptische Haltung
der Schweizer in Sachen Südweststaat mit ihren möglichen Auswirkungen gerade auf
eine nach der Schweiz hin orientierten Stadt wie Konstanz und nicht zuletzt biografische
Details und Hintergründe. Man fragt sich beispielsweise, wieso gerade Eduard
Sütterle, der Chefredakteur eines katholischen Blattes, zu einem regionalen Protagonisten
der Südweststaatspropaganda werden kann, während der Freiburger Erzbi-
schof und hohe Repräsentanten der Diözesan-Hierarchie öffentlich für die Wiederherstellung
Badens plädieren und später eine altbadisch orientierte Zentrumspartei
fördern.

Laichingen Heinz Pfefferte

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