Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 51
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2005/0063
Lesegesellschaften, Musik, Theater, Kunst

historische Strukturen manifest, wie sich gerade bei den zollerischen Museumsgesellschaften
zeigt. In Hohenzollern-Hechingen vermochten die Fürsten seit dem 16.
Jahrhundert aus historischen Gründen ein viel stärker „absolutistisch" ausgerichtetes
Regiment zu führen als in Sigmaringen7. Diese alten politischen Strukturen schlugen
sich nicht nur in den Staatswesen der beiden hohenzollerischen Fürstentümer im 19.
Jahrhundert nieder, sondern auch in den damaligen Vereinsverfassungen. In Hechingen
besaß der Fürst einen viel stärkeren Einfluss auf die Zusammensetzung des Vorstands
und die Aufnahme neuer Mitglieder als in Sigmaringen. Sogar als Friedrich
Wilhelm Konstantin 1849 nach Löwenberg übergesiedelt war, nahm er noch maßgeblichen
Einfluss auf die Gesellschaft. So löste er Ende 1857 das Museum kurzerhand
auf, als die Sekretäre die Vorstandswahl anfochten und mit Spaltung drohten.
Auf den Bericht des alten Vorstands hin, dass sich die Gesellschaft wieder geeinigt
hätte, konstituierte sie der Fürst Anfang Januar 1858 neu. In der Sigmaringer
Museumsgesellschaft hatte der Fürst dagegen keinen direkten, satzungsmäßigen Einfluss8
.

Im Allgemeinen standen die Vereine zunächst keineswegs im Gegensatz zu den
jeweiligen Staatswesen, sie konnten vielmehr beim Übergang vom patriarchalischen
zum konstitutionellen System helfen. Nicht nur in der Hechinger Museumsgesellschaft
trafen sich die Repräsentanten der Staatsmacht mit den Beherrschten, womit
von einem erheblichen informellen Einfluss auf die Politik auszugehen ist. Trotz der
fürstlichen Beaufsichtigung entwickelten sich im Hechinger Museum im Laufe der
Zeit demokratische Strukturen und ein demokratisches Bewusstsein innerhalb des
Vereins. So wurden etwa die anfänglich diktatorisch zu nennenden Vollmachten des
Vorstands abgebaut und der Vorstand durch die Einrichtung einer Plenarversamm-
lung einer stärkeren Kontrolle seitens der Mitglieder unterworfen. Der bewusstseins-
bildende und politisierende Prozess wurde nicht zuletzt durch die Lektüre politischer
Zeitungen und Bücher sowie durch die Diskussion unter den Vereinsmitgliedern vorangetrieben
. Dieser Prozess konnte sich wiederum - wenigstens partiell - gegen den
Staat richten, wie sich während der Revolution 1848/49 zeigt. Damals blieb es nicht
bei der Diskussion, sondern die gewonnenen Erkenntnisse konnten in politische
Aktion umgesetzt werden. Dadurch wirkten Vereine nach außen, in der politischen
Öffentlichkeit. Auch in Hechingen begegnen wir politisch aktiven Museumsmitglie-
dern. Bei den Liberalen waren die markantesten Persönlichkeiten Pfarrer Josef Blu-
menstetter, liberaler Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung, und Dr.
Cajetan Koller, fürstlicher Leibarzt und Direktor des Landtags. Bemerkenswerter-

7 Dazu: Andreas Zekorn: Alte Strukturen und neue Elemente während der Revolution von
1848/49 in Hohenzollern. In: Zeitschr. f. Hohenz. Geschichte 35 (1999), S. 7- 23.

8 Vezin/Fassbender, Hechinger Museum (wie Anm. 5), Bl. 4 meinen, möglicherweise unter
Bezug auf eine spätere Entwicklungsstufe der Museumsstatuten, dass stets der ganze Vorstand
von der Gesellschaft in freier Wahl gewählt, aus den Gewählten vom Protektor (= dem Fürsten
, A.Z.) der Direktor oder Präses bezeichnet wurde. Dies wäre noch zu prüfen. Zum Einfluss
des Fürsten auf die Gesellschaft ebd. Bl. 3, 12f. Zur Sigmaringer Museumsgesellschaft:
Andreas Zekorn: Die Museumsgesellschaft und der Bürgerverein in Sigmaringen. Die Entwicklung
zweier Lesegesellschaften im 19. Jahrhundert. In: Zeitschr. f. Hohenz. Geschichte 23
(1987), S. 53 - 146.

51


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2005/0063