Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 52
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Andreas Zekorn

weise entstanden in Hechingen offenbar nicht in einem derart ausgeprägten Maße wie
in Sigmaringen politische Vereine bzw. Parteien9.

Umgekehrt schlugen die revolutionären Ereignisse wieder auf das Hechinger
Museum zurück, denn dort trafen unterschiedliche politische Meinungen aufeinander10
. Ein Indiz für politische Spannungen ist, dass der Museumsvorstand 1848
zurücktrat. Ein Jahr später diskutierte man heftig darüber, welche Zeitungen weiterhin
zu abonnieren seien. Derartige politisch motivierte Spannungen lassen sich auch
in der Sigmaringer Museumsgesellschaft beobachten, deren Mitglieder deutlich sämtlichen
damals existierenden politischen Parteien zugeordnet werden können11.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm das Museum eine für das Bürgertum
typische Entwicklung, hin zu einer Gesellschaft mit mehr national-liberalem
bis konservativem Charakter. Der Schwerpunkt des Museums verlagerte sich allmählich
von der Lesegesellschaft zum geselligen Verein, doch die Komponente Lesegesellschaft
blieb durchaus bis zum Ende der Gesellschaft erhalten. Dabei verdeutlichen
die Lektürebestände nochmals, dass die Vereinsmitglieder eher zur Elitekultur des
(akademisch) gebildeten Publikums gehörten12.

Hervorzuheben ist, dass das Museum dazu beitrug, die nach Hechingen kommenden
, höheren preußischen Beamten in die Gesellschaft zu integrieren und damit eine
neue bürgerliche Oberschicht zu formieren. Bereits im Herbst 1849, noch vor der
eigentlichen Abtretung des Fürstentums an Preußen, wurden die preußischen Offiziere
, welche mit den preußischen Truppen zur Besetzung der hohenzollerischen
Fürstentümer nach Hechingen gekommen waren, freundlich im Museum empfangen.
Dr. Samuel Mayer, Sekretär des Museums, hatte ein Gedicht Gruss an die Preussen

9 Nipperdey, Verein (wie Anm. 3), S. 186f., 204. Die These, der zufolge sich im 19. Jahrhundert
„in ganz Kontinentaleuropa eine vereinigungsfreudige Gesellschaft und ein vereinigungsfeindlicher
Staat gegenüber(standen)", ist zumindest in Teilen zu überdenken und zu modifizieren.
Diese These stellte Maurice Agulhon auf, vgl. Hoffmann, Geselligkeit (wie Anm. 2), S.13f.,
18f., 35ff., S.53ff., 96f., 104f. (zur politischen Wirksamkeit der Vereine). - Gerade Nipperdey,
Verein (wie Anm. 3), S. 195f. weist darauf hin, dass sich die Gesellschaften nicht im Gegensatz
zum Staat begriffen. Ähnlich: Dann, Lesegesellschaften (wie Anm. 3), S.20. - Zu den revolutionären
Ereignissen in den Fürstentümern Hohenzollern-Hechingen und - Sigmaringen und
der Bildung von politischen Vereinen bzw. Parteien: Gönner, Revolution (wie Anm. 4), bes.
S. 72f., 84ff., S. 140ff. - Dem Thema „Politische Vereine bzw. Parteien im Fürstentum Hohenzollern
-Hechingen" kann im Rahmen des vorliegenden Beitrags nicht näher nachgegangen
werden. Dieses Thema bedürfte einer separaten Untersuchung.

10 Vermutlich deshalb hatte sich bereits 1844 die Biedermannia vom Museum abgespalten, in
der explizit alle politischen Erörterungen an den Gesellschaftsabenden ausgeschlossen waren
(Vezin/Fassbender, Hechinger Museum [wie Anm. 5], Bl 11).

11 Vezin/Fassbender, Hechinger Museum (wie Anm. 5), Bl. 11; Zekorn, Ort bürgerlicher
Kultur (wie Anm. 5), S. 132; ders., Lesegesellschaften und städtisches Bürgertum in Sigmaringen
während der Revolution 1848/49. In: Für die Sache der Freiheit, des Volkes und der Republik
. Die Revolution 1848/49 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen. Hg. v. Landkreis
Sigmaringen, Sigmaringen 1998, S. 73 - 95; HBH P 9, K 393 c (Desiderienbuch 1848).

12 Wolfgang R. Langenbucher: Das Publikum im literarischen Leben des 19. Jahrhunderts.
In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Bd. 65 (1968), S. 1857-1866, S.1860ff.; G.K.
Schauer: Der deutsche Buchhandel im Vormärz und das bürgerliche Bildungsbedürfnis.
In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Nr. 81a, 1962, hier: S. 1768f.

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