Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 95
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2005/0107
Die Geschichte der Justiz in Hechingen

für unzählige Unrechtsurteile, darunter mindestens 120 Todesurteile, die häufig
wegen geringfügiger „Vergehen" verhängt wurden.

Aber das war in Stuttgart2, und die anderen Verfahren mit NS-Einschlag, die in
Hechingen liefen, waren wie gesagt keine Hechinger Besonderheit. Das ist der entscheidende
Grund dafür, dass ich heute diesen Ansatz nicht weiter verfolgen will,
denn mein Thema ist speziell die Geschichte der Hechinger Justiz. Deren besonderes
Bild haben die hier vor Ort tätigen Repräsentanten der Hechinger Justiz geprägt. Sie
hatten bei ihrer beruflichen Tätigkeit nach allem, was wir wissen, keine unmittelbare
Gelegenheit zu nationalsozialistischen Großtaten, die über das hinaus gingen, was -
schlimm genug - überall sonst im Reich alltäglich war. Wie sie es dennoch auf andere
Weise verstanden haben, sich für dieses Regime nützlich zu machen, allen voran
meine drei Amtsvorgänger Dietrich, Lutterbeck und Holzhäuer, die in der NS-Zeit
als Landgerichtspräsidenten tätig waren, möchte ich etwas näher untersuchen und
darstellen.

Beginnen will ich aber mit Moritz Meyer, einem Hechinger Richter jüdischen
Glaubens. Ich muss ihn in Hechingen wohl nicht mehr besonders vorstellen, deshalb
nur ganz kurz die wichtigsten
Daten: Er wurde am 16. Oktober
1872, also fast auf den Tag genau
vor 133 Jahren, in Neuwied geboren
. Seit 1913 war er Landgerichtsrat
in Hechingen, ging aber 1924
vorzeitig in den Ruhestand, war
also 1933 nicht mehr als Richter in
Hechingen tätig.

In seinem Haus am Rande des
Fürstengartens betätigte er sich mit
großem Zulauf als Naturheilkundiger
und Wunderdoktor, umgeben
von Geißen und anderem Getier.
Schließlich gründete er ein „Heilbad
", das „Waldbad Zollern", das
er wegen Uberschuldung nach
wenigen Jahren wieder schließen
musste. Er war der Onkel von Friedrich
Wolf, dem Schriftsteller und
Dramatiker, der von 1921 bis 1926
in Hechingen als Arzt tätig war.
Dessen 1923 in Hechingen geborener
Sohn Markus wurde später, wie Moritz Meyer
Sie wissen, Geheimdienstchef der
DDR.

2 Das Sondergericht tagte einige Male im Hechinger Schwurgerichtssaal, aber - soweit mir
bekannt ist - ohne Beteiligung von Hechinger Richtern.

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