Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 101
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2005/0113
Die Geschichte der Justiz in Hechingen

galt nicht nur, aber natürlich vor allem für die Präsidenten eines Landgerichts, insbesondere
in einer kleinen Stadt wie Hechingen, wo sie - wie der Landgerichtspräsident
Holzhäuer betonte - die höchstrangigen Repräsentanten des Staates waren (und heute
noch sind). Sie hatten damit, wie das auf Neudeutsch heißt, eine Vorbildfunktion,
und zwar in einer Weise, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Deshalb
haben sie dem NS-Regime vor allem dadurch unschätzbare Dienste geleitet, dass sie
sich bei diesem, wie Wilhelm Holzhäuer und andere, in aller Öffentlichkeit angebiedert
haben, ganz zu schweigen von Heinrich Dietrich, Carl Lutterbeck und anderen,
die sich sehr nachdrücklich für dieses Regime eingesetzt haben. Das konnte nicht
ohne nachhaltigen Eindruck auf die öffentliche Meinung bleiben. Darin sehe ich,
noch vor allem, was in konkreten Einzelfällen an Unfaßbarem geschehen ist, die
besondere Mitverantwortung der Justiz für die Untaten des NS-Regimes - nicht nur
in Hechingen, sondern quer durch ganz Deutschland.

Aber lassen Sie mich auch noch etwas anderes betonen: Ich halte überhaupt nichts
von all denen, die heute beteuern, sie hätten da auf keinen Fall mitgemacht und sich
ganz anders verhalten. Nachträgliche Tapferkeit ist einfach, zum einen, weil man hinterher
bekanntlich immer klüger ist, und zum anderen und vor allem, weil nachträgliche
Tapferkeit ohne jedes Risiko ist.

Der Brand des Gerichtsgeb dudes im September 1940

Während der Dienstzeit von Carl Lutterbeck, am 26. September 1940, brach im
Justizgebäude in der Heiligkreuzstraße ein Brand aus, der das zweite Stockwerk völlig
zerstörte. Die darunter liegenden Geschosse wurden, vor allem durch Löschwasser
, so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr benutzbar waren. Die Brandursache
konnte nicht geklärt werden. Vermutet wurde fahrlässige Brandstiftung. Auf dem
Dach befand sich seit Kriegsbeginn eine FLAK-Stellung, ein primitives Holzpodest,
und vermutlich haben die Posten dort geraucht und die Zigaretten achtlos weggeworfen
, so dass sich im Dachstuhl ein Schwelbrand entwickeln konnte. Nicht ganz
ausgeschlossen, so hieß es, sei aber auch feindliche Fliegereinwirkung - was ich für
höchst unwahrscheinlich halte.

Das Landgericht bezog die benachbarte Oberschule für Jungen. Das Gebäude war
zu Kriegsbeginn vorübergehend für ein Stabskommando der Luftwaffe beschlagnahmt
worden und stand jetzt zufällig leer, weil die Militärs kurz zuvor ausgezogen
waren. Der Wiederaufbau des Landgerichtsgebäudes zog sich unter den schwierigen
Verhältnissen der Kriegszeit in die Länge. Erst im Frühjahr 1943 konnte das Gebäude
wieder bezogen werden. An Stelle des abgebrannten zweiten Stockwerks wurde
dem Gebäude ein provisorisches Walmdach mit Dachgauben aufgesetzt. Bei diesem
Provisorium ist es bis heute geblieben.

Wilhelm Holzhauer, der dritte und letzte Landgerichtspräsident in Hechingen
während der NS-Zeit von 1942 bis zum Kriegsende 1945 - genau genommen bis 1946 -,
ist 1889 in Reutlingen geboren. Er war also der erste Württemberger unter den Hechinger
Präsidenten. Seinen Werdegang lassen wir ihn zunächst in einem Lebenslauf, den er
1949 verfasst hat, selbst schildern:

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