Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 103
(PDF, 38 MB)
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Die Geschichte der Justiz in Hechingen

Lebenslauf

des Oberstaatsanwalts Wilhelm Holzhäuer in Hechingen.

Geboren 1889 in Reutlingen. Dort Schulbesuch bis zur Reifeprüfung 1907. Einjährigfreiwilliger
Militärdienst in Ulm 1907 - 1908. Studium der Rechte in Tübingen und
Leipzig 1908 - 1912. Frühjahr 1913 in Tübingen erste, Frühjahr 1920 in Stuttgart
zweite höhere Justizdienstprüfung. Inzwischen Frontkriegsdienst als Batterieführer
im Fußart.Rgt. 13/24 von 1914 bis 1919. Einmal verwundet. Mehrere Kriegsauszeichnungen
. Von 1920 bis 1942 in Stuttgart als Gerichtsassessor, Staatsanwalt und
Oberstaatsanwalt, nebenamtlich Mitglied des Justizprüfungsamts. Ab Juli 1942 bis
zum Zusammenbruch Landgerichtspräsident in Hechingen.

Verheiratet von 1926 bis zum Tode der ersten Frau 1930, in zweiter Ehe seit 1932.
Zwei Söhne aus erster Ehe, die jetzt in Tübingen Rechtswissenschaft bzw. Neuphilologie
studieren. Eine Tochter aus zweiter Ehe, jetzt 15 Jahre, Oberschülerin in
Hechingen.

Mitglied der NSDAP erst ab 1937, früher keinerlei politische Betätigung. Aufgezwungenes
Ortsgruppenamt und Kompanieführung im Volkssturm 1944/45. Im Säuberungsverfahren
September 1946 auf Grund falscher Behauptungen zwangspensioniert
, im Revisionsverfahren 1948 zum Mitläufer erklärt unter Zulassung der Wiederverwendung
im Justizdienst (rechtskräftig September 1949). November 1949
Oberstaatsanwalt in Hechingen.

Hechingen, 16. November 1949
Wilhelm Holzhäuer

Dazu ist zu bemerken: Er war zweifellos ein ausgezeichneter Jurist (und darüber hinaus
ein gebildeter Mann) und hatte seine Karriere nicht der Partei zu verdanken;
schon vor 1933 war er als Oberstaatsanwalt beim Generalstaatsanwalt in Stuttgart in
hochrangiger Position tätig. Den Hinweis „Mitglied der NSDAP erst ab 1937" muss
man aber etwas genauer unter die Lupe nehmen. Überlegungen, in die Partei einzutreten
, gab es bei ihm schon 1933, und das Eintrittsdatum 1937 ist für alle „Zuspät-
gekommenen" bezeichnend. Die meisten seiner Kollegen haben das Eintrittsdatum 1.
Mai 1933. Danach machte die NSDAP dicht und nahm vier Jahre lang keine Mitglieder
mehr auf. Erst 1937 wurde diese Aufnahmesperre wieder aufgehoben; vorher
konnte er gar nicht mehr Parteimitglied werden. Wahrscheinlich, so deshalb meine
Vermutung, ist er 1933 einfach zu spät gekommen und musste dann bis 1937 warten.
Selbstverständlich konnte ihm, entgegen seiner Behauptung, niemand irgend ein Parteiamt
„aufzwingen", dazu war er als Landgerichtspräsident eine viel zu exponierte
Autorität im autoritären NS-System. Bezeichnend ist auch der - damals häufig
gebrauchte - Ausdruck „Zusammenbruch": Er und viele andere empfanden das
Kriegsende 1945 nicht als Neubeginn, für ihn brach 1945 tatsächlich eine Welt, seine
Welt zusammen.

Im Verfahren der „politischen Säuberung" wurde er zunächst unter befristeter
Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte zwangspensioniert, was er als himmelschreiendes
Unrecht empfand, und zwar mit Wirkung vom 27. 9. 1946. Bis zu diesem

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