Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 111
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2005/0123
Die Geschichte der Justiz in Hechingen

Ernst Rosenfeld

Noch ein paar Worte zu Dr. Ernst Rosenfeld, einem Richter jüdischen Glaubens. Er
war bis 1931 und dann wieder ab 1946 als Richter in Hechingen tätig. 1933 war er
Amtsrichter in Braunfels an der Lahn. Er wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten
sofort entlassen.

Seine Ehefrau, keine Jüdin, sondern eine „Arierin", wie das im NS-Jargon hieß,
mit der er seit 1929 verheiratet war, hat er in Hechingen kennen gelernt. Eine
nachträgliche Ausfertigung der Heiratsurkunde, ausgestellt im Jahr 1940 - also wohl
auf Antrag seiner Ehefrau, denn er selbst war zu diesem Zeitpunkt in einem Internier
ungslager in Frankreich - enthält den Vermerk: „Laut Randvermerk vom 12. Juli
1940 hat der Ehemann zusätzlich den weiteren Vornamen Israel angenommen [Hervorhebung
in Original]." Das war die übliche Infamie des Regimes: Natürlich hatte
er den Namen „Israel" nicht zusätzlich angenommen. Vielmehr bekamen alle männlichen
Juden diesen Namen zwangsweise vom Regime verpasst, so wie die Frauen den
Namen Sarah.

Seinen Lebensweg hat er in einem Lebenslauf, der aus dem Jahr 1946 stammt,
so zusammengefasst:

Lebenslauf des Amtsrichters Rosenfeld, Freudenstadt:

Geboren als zweiter Sohn eines Rechtsanwaltes am 21. Februar 1897 in Berlin. (Der
ältere Bruder fällt 1916 vor Verdun.) Humanistische Gymnasien in Charlottenburg
und Wilmersdorf. Ordentliche Reifeprüfung Ostern 1916. Kriegsdienst (meist in Russland
) vom August 1916 bis Januar 1919. Rechtsstudium. 1925 bis 1931 Gerichtsassessor
in Berlin, Neuwied, Hechingen, Frankfurt a.M. Heirat 1929 in Hechingen. Ab
September 1931 Amtsgerichtsrat in Braunfels (Lahn). Dort 1932 Geburt der Tochter
Ruth Irene. 1933 Entfernung aus dem Amte. 1934 Auswanderung nach Italien. 1938
Apothekerdiplom in Pavia. Im selben Jahre Ausweisung aller nichtitalienischen
Juden mit 6 Monaten Frist. 1939 Flucht nach Frankreich. Bei Kriegsausbruch Internierung
als Deutscher, die 1940 für Juden aufrechterhalten wird. Im Frühjahr 1942
Zuweisung zur Landarbeit im Departement Lot et Garonne. Ende August Festnahme
und Verfrachtung (mit Unterbrechungen in Drancy und Kosel) ins Zwangsarbeitslager
Johannsdorf Kreis Oppeln. Im Januar 1943 Uberführung ins Zwangsarbeitslager
Neukirch bei Breslau, im August ins Zwangsarbeitslager Görlitz. Dort
geflüchtet im Oktober 1943. Vom November 1943 bis April 1945 versteckt in einem
Lagerraum in Hechingen. Danach dort Hilfsgärtner bis zur Wiederanstellung im
April 1946.

Rosenfeld

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