Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 190
(PDF, 38 MB)
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Neues Schrifttum

die von ihm zusammengetragenen Kunstwerke in den Blick nimmt („Die Zähne lang
und der Appetit vermöhret" - Truchsess Max Willibald von Waldburg und seine
Sammlung, S. 21-25). Hier erfährt man aber auch Aufschlussreiches über die Zusammensetzung
der Bibliothek des Sammlers und ihre Betreuung im 19. und 20. Jahrhundert
.

Seit etwa 1644 kultivierte der katholische Diplomat und Feldherr in kaiserlichen
Diensten Max Willibald von Waldburg (1604-1667), der von 1650 bis 1667 bayerischer
Statthalter in Amberg war, seine Leidenschaft für Bücher, Kupferstiche und Zeichnungen
(S. 22). Seine Kunstsammlungen waren der Bibliothek zugeordnet, die er in
seinem Testament von 1667 zum unveräußerlichen Fideikommissbestand erklärte,
um sie für die Nachwelt geschlossen zu bewahren. Leider wurden 1901 und 1903
sogenannte „Dubletten" aus Wolfegg bei Gutekunst in Stuttgart versteigert. Einen
weiteren Aderlass bedeuteten zwei Auktionen (Nr. 183 und 184) 1933 und 1934 bei
Boerner in Leipzig, in denen Wolfegger Bestände ohne Provenienzangabe unter den
Hammer kamen (S. 19 Anm. 31, S. 25 Anm. 16). Es bleibt zu hoffen, dass die von Max
Willibald begründeten einzigartigen Sammlungen, deren unbestrittenes Spitzenstück
das Wolfegger „Hausbuch" aus dem 15. Jahrhundert darstellt, künftig von solchen
schmerzlichen Verkäufen verschont bleiben.

Im opulenten Katalogteil werden alle ausgestellten Zeichnungen vom 15. bis zum
19. Jahrhundert mit ausgezeichneten Farbabbildungen dokumentiert und auf hohem
Niveau von mehreren Autoren wissenschaftlich beschrieben. Von den 92 Nummern
tragen 55 den Vermerk „unveröffentlicht". Herausgegriffen seien nur zwei unbekannte
Zeichnungen Hans Burgkmairs des Alteren (Nr. 20f.). Die ausgewählten
Stücke geben einen attraktiven Einblick in die Vielseitigkeit der Wolfegger Zeichnungen
, von dem nicht nur die Kunstgeschichte, sondern auch die Kulturgeschichte profitiert
. Einige Beispiele: Nr. 15 ist das Bildnis eines gefangenen Russen um 1516; Nr.
28 stammt aus dem Dreißigjährigen Krieg und zeigt Soldaten als Leuteschinder; Nr.
35 von Hans Holbein d.A. (um 1499) porträtiert eine Nonne aus der Augsburger
Familie Vetter; Nr. 40 (unveröffentlicht!) von 1510 stammt wohl aus einem gemalten
Inventar des Kunstbesitzes Kaiser Maximilian L; Nr. 67 ist der wohl in Schaffhausen
entstandene Entwurf einer Stadtscheibe von Rottweil; Nr. 69 sind für die antiquarische
Bewegung bedeutsame italienische Zeichnungen antiker Gefäße, Nr. 79 von
Adriaen de Vries 1602 wird als Darstellung der Augsburger Stadtüberlieferung „Attila
und die Hexe" identifiziert; Nr. 80 von Christoph Weiditz zeigt spielende Indianer
(um 1529/30).

Kritisch sei nur angemerkt, dass die briefmarkengroßen Abbildungen S. 46-49
wertlos sind. Alles in allem handelt es sich um einen ästhetisch wie wissenschaftlich
wohlgelungenen Band, dem weite Verbreitung zu wünschen ist.

Winningen Klaus Graf

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