Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 200
(PDF, 38 MB)
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Neues Schrifttum

Hinter diesen weiten Interpretationsansatz, der die Chance bietet, den Faktor Konfession
zu relativieren, ohne ihn zu marginalisieren, fällt die erste der zu besprechenden
Arbeiten, Jörg Pfeifers Dissertation über die Auswirkungen des Trienter Konzils
im Erzstift Mainz (bis 1626), weit zurück. Ihr Erkenntnisziel ist es, „den innerkirchlichen
Reformprozeß und seine Auswirkungen auf Teile der katholischen Kirche in
Deutschland aufzuzeigen sowie Entwicklungsprozesse und Hindernisse darzustellen
" (S.l). Anstatt diesen Prozeß aber aus verschiedenen Perspektiven, mit unterschiedlichen
methodischen Ansätzen zu analysieren, geht die von Walter Gerd Rödel
betreute Mainzer Dissertation, darin an den katholischen Kirchenhistoriker Hubert
Jedin anschließend, von der zentralen Bedeutung des Trienter Konzils aus, das für die
Entwicklung der katholischen Kirche eine „Wendemarke" darstelle, „deren Bedeutung
man kaum unterschätzen kann" (S.l). Inwieweit sich „das katholische Programm
" in der auf archivalischer Grundlage, vorwiegend Beständen des Staatsarchivs
Würzburg, rekonstruierten gesellschaftlichen Wirklichkeit wiederfindet, ist das
zentrale Anliegen der Arbeit. Der Befund freilich ist ambivalent: Provinzialkonzilien
und Diözesansynoden wurden über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg
weitaus seltener abgehalten, als die Vorgaben des Tridentinums erheischten, Visitationen
erfolgten punktuell und mit deutlicher Ausrichtung auf Klöster und Kollegiat-
kirchen, das vom Konzil geforderte bischöfliche Seminar wurde nicht errichtet.
Andererseits wurden die häretischen Ratgeber der Kurfürsten und Erzbischöfe
tatsächlich, wie von Kurie und Nuntien gefordert, entfernt, wenngleich erst unter
Johann Adam von Bicken (1601-1604), Jesuiten und Kapuziner großzügig gefördert,
der Seelsorgeklerus grundlegend reformiert, die Frömmigkeit der Laien im Sinne des
Tridentinums kontrolliert und reguliert - die Aufzählung ließe sich noch fortführen.
Hier, auf der Ebene konkreter Befunde in speziellen Bereichen, liegt auch das eigentliche
Verdienst der Arbeit. Was sie entwertet, ist, das der Verfasser dem Implementie-
rungsprozess zu wenig Beachtung schenkt. Letztlich folgt er einem Schema Normvorgabe
- Umsetzung, das allenfalls Störpotentiale (wie etwa das Domkapitel) auszumachen
in der Lage ist. Welche Möglichkeiten durch die gleichsam nicht vorhandene
Methodenreflexion verschenkt wurden, zeigt ein Vergleich mit der Arbeit Alexander
Jendorffs, der ebenfalls am Beispiel des Kurfürstentums Mainz nach den gesellschaftlichen
Handlungsspielräumen kirchlichen Wandels fragte und zu überzeugenden
Ergebnissen kam.

Immerhin - die Arbeit besaß wenigstens eine Fragestellung. Diese wird man in
Simonetta Scherlings Werk über Mark Sittich von Hohenems (1533-1595) vergeblich
suchen, wenngleich dessen ereignisreiches und wechselvolles Leben fraglos nach einer
biographischen Würdigung heischt. 1533 als Sohn des Wolf Dietrich von Hohenems
und der Chiara Medici aus Mailand geboren, schlug der Hohenemser zunächst die
militärische Laufbahn ein, ehe er als Nepote Pius IV aus dem Hause Medici eine
rasche kirchliche Karriere machte. In seiner Konstanzer Diözese, die ihm dank kaiserlicher
und päpstlicher Diplomatie im Oktober 1561 zugefallen war, weilte er dabei
überaus selten. Die weitaus meiste Zeit verbrachte er in Rom, wo er das glanzvolle
Leben eines Papstnepoten führte. Was in der reich bebilderten und gut lesbaren Darstellung
Scherlings durchaus plastisch zum Ausdruck kommt, ist das Agieren eines
„vortridentinischen" Kirchenfürsten, der seine dank verwandtschaftlicher Beziehun-

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