Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 56
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Helmut Göggel

6. DIE WANDERBÜHNEN DER DAMALIGEN ZEIT

Stellvertretend für alle Theaterdirektoren in der Zeit bis 1850 soll über Jakob Winter
berichtet werden, da er in den Archivalien besonders gut dokumentiert ist12.
Gleichzeitig können dadurch, über den Einzelfall hinausgehend, gültige Aussagen
über jene Zeitverhältnisse gemacht werden, sofern sie die Wanderbühnen und das
Theaterwesen allgemein betreffen.

Für die Theatersaison 1830/31 bewarb sich Winter aus Ludwigsburg zum ersten
Male in Sigmaringen (siehe oben). Er wies darauf hin, dass er schon zum zweiten
Male im Königlichen Schlosstheater in Ludwigsburg gastiere, obwohl sich viele
Direktoren mit guten und hohen Zeugnissen auch beworben hätten. Er bereise auch
große Städte wie Heilbronn und Pforzheim und besitze überdies ein Königliches
Patent für das ganze Königreich Württemberg, was eine seltene Auszeichnung bedeutete
.

Da die Oper im Repertoire einer Kompanie eine große Rolle spielte, musste ein
Theaterdirektor zwangsläufig bestrebt sein, Akteure zu engagieren, die sich sowohl
im Schauspiel wie auch als Sänger bewährten, um das Ensemble in finanziell vertretbarer
Größe zu halten. Dies galt auch für Winter. Deshalb wies er bei seiner Bewerbung
darauf hin, dass ich kein Subject engagiere wenn es nicht auch zugleich in der
Oper mitwirken kann. Diese Forderung war sicherlich nicht immer leicht zu verwirklichen
. Allein die Überlegung, dass ein guter Schauspieler noch lange kein guter
Sänger sein muss und umgekehrt, lässt vermuten, dass der eine oder andere Akteur
der damaligen Opern nicht immer beiden Ansprüchen genügen konnte. Die in Winters
Verzeichnis angeführten Opern sind heute mit Ausnahme der „Zauberflöte" in
der Regel verschollen und deuten auch auf eher bescheidenes Niveau hin. Eine Darstellungsform
, die immer wieder auftritt, sind die sogenannten „Veaudevilles", einaktige
musikalische Lustspiele.

Andererseits gab es auch früher hervorragende Schauspieler/innen und
Sänger/innen, die hohen Ansprüchen genügten. Winter hatte für sein Ensemble eine
Madame Brünner gewonnen, welche in St. Petersburg und Riga engagiert war und
nur deshalb für ihn greifbar war, weil sie gegenwärtig in Stuttgart bei ihrer Familie
weilte. Winter musste ihr eine deutlich erhöhte Gage bezahlen: Da sie aber in mehreren
Blättern der Catalani zur Seite gestellt wird, so musste ich in diese starke Gage willigen.
Winter errechnete für sein Ensemble monatliche Gesamtkosten in Höhe von 486
Gulden, wobei die Einzelgagen von 18 Gulden (für Nebenrollen) bis zu 88 Gulden
(Madame Brünner) reichen. Winter musste, was ihm sichtlich schwer fiel, um einen
Vorschuss von 100 Gulden bitten, da er den neu hinzugekommenen Mitgliedern
einen Vorschuss geben müsse und Reisekosten zu erstatten habe. Auch seien in den
monatlichen Gesamtkosten von 486 Gulden die Auslagen für den Musikdirektor
Zimmermann aus Mannheim, der sich bei ihm beworben habe, noch nicht eingerechnet
. Außerdem wolle er noch einen ersten Bassisten, eine Sängerin und einen
zweiten Tenoristen, die alle musikalisch seien, engagieren. Dann sei er im Stande, eine

12 StAS Dep. FAS NVA 13178.
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